Der Lebensmittelgigant Nestle, zugleich gigantischer Umweltsünder, muss seine CO2-Emissionen reduzieren. Ein Drittel davon entsteht durch die Milchwirtschaft, auf die er angewiesen ist. Deshalb unterstützt er das „Projekt Klima-Milchfarm“ des Molkereiunternehmens Hochwald/Hessen, zu dem allein schon 2600(!) Milchbetriebe gehören, die für ihn produzieren.
Zwei Professoren der Hochschule Nürtingen-Geislingen begleiten das Projekt, aber sagen zugleich: „Die Milchproduktion funktioniert nicht ohne Treibhausgasemissionen“, das Ziel ist trotzdem: „Die Emissionen sollen nach drei bis fünf Jahren rechnerisch auf null sinken“. Wie soll das gehen? Der Widerspruch lässt sich doch gar nicht auflösen! Die Stellschrauben, an denen man drehen kann, kennt man schon alle: optimale Fütterung, gasreduzierte Güllelagerung, Biogasanlage, Photovoltaik. Die „30 Maßnahmen“, von denen die Professoren reden, bleiben im Dunkeln, ebenso ihre Wirkung - aber klar ist: „Es muss sich rechnen“.
Das einzige, was einem sofort einleuchten würde, ist Reduzierung der gigantischen Milchproduktion und damit Reduzierung der gigantischen Produktpalette von Nestle – aber daran wird mit keinem Wort gerührt, Tabu! Das ist der Grundwiderspruch in der ganzen Klimadebatte. Es soll alles so bleiben wie es ist, aber da das nicht funktionieren kann, braucht man Greenwashing. Dazu gehört auch dieses Projekt „Klimamilchfarm“. Ein wohlklingender Name, mit dem alles zudecken kann.
Martin Brost, Dettingen