Leserbrief
Ineffiziente Technologie

Zum Artikel „Schlüsselindustrie verraten" vom 16. Dezember

Peter Schuster schreibt, dass das Automotorverbrennerverbot zur Krise in der deutschen Autoindustrie geführt hat. „Dass die EU die einzige Schlüsselindustrie verbietet, bei der die EU noch einen technologischen Vorsprung hat, die Automotorverbrennerindustrie, ist absurd.“

Das Gegenteil ist der Fall: Selbst Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer warnt im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung eindringlich: „Anstatt unsere Autobauer zu retten, zerstört das Gerede über eine Abkehr vom Verbrenner-Aus unsere Industrie. Denn Deutschlands Hersteller brauchen den Hochlauf der E-Mobilität unbedingt, um in die Massenproduktion zu kommen . . . Wer sagt, er wolle das Verbrenner-Verbot kippen, schadet dem Standort . . . Weil die E-Mobilität als Konkurrenz zum Verbrenner regelrecht abgewürgt worden sei, wurde auch die Zukunft des Industriestandortes Deutschland erheblich geschwächt“. Er bezeichnet das plötzliche Aus der Elektroauto-Prämie als „krassen Fehler“. Der Autolobby warf er vor, „durch ihr überzogenes Geschrei über angeblich fehlende Ladesäulen die eigenen Kunden abgeschreckt“ zu haben.

Das Festhalten an einer ineffizienten Technologie, die 4400 (Verbrenner) statt 400 (E-Motor) Komponenten benötigt, ist, was den Weltmarkt angeht, zum Scheitern verurteilt. Die vielbeschworene „Technologieoffenheit“ hat nach Professor Dr. Martin Doppelbauer vom KIT erste Priorität in der Vorentwicklung. Wenn die Daten dann auf dem Tisch liegen, ist es ein Managementfehler, die Ressourcen nicht auf die beste (sprich effizienteste) Technologie zu setzen. Zur Effizienz: ein Liter Diesel hat einen Heizwert von 8,8 Kilowatt pro Stunde (kWh) und benötigt 7 kWh zur Erzeugung. In 100 Kilometer Reichweite mit einem Sechs-Liter-Diesel stecken also 95 kWh Energie. Damit kommt ein E-Auto über 500 Kilometer weit!

Über Probleme bei Reichweiten, Ladezeiten, Batterierecycling redet in ein paar Jahren niemand mehr, da sie dann gelöst sind – hoffentlich nicht nur von den Chinesen.

Albrecht Hettinger, Notzingen