Leserbriefe
Kreide fressen

Zum Leserbrief „Desinformation und Propaganda“ vom 17. August

Der Leserbriefschreiber streut Worthülsen wie querdenkende Minderheit, obskure Medien, Telegram, Kampf gegen das System, also das umfassend Böse, was unser Land so zu bieten hat. Mit gesteigertem Aggressionslevel solle in Sachen Klima, Corona und Ukrainekrieg notwendige Entscheidungen verhindert werden. Welche Entscheidungen? Sie werden uns nicht verraten. Man bleibt inhaltlich als Methode diffus. Nun im selbstgewählten Glashaus sitzend, darf als Vorwurf auch hetzen und spalten als neuzeitliche Allzweckwaffe nicht fehlen. – Der Scherbenhaufen ist zu besichtigen.
Die Krönung der herabwürdigenden Kampfschrift gegen die seiner Meinung nach gefährlichen Uneinsichtigen sind die Begriffe „Desinformation und Propaganda“ als finales Fallbeil. Zur Erinnerung: er spricht, wenn ich ihn recht verstehe, über verschiedenste Leserbriefschreiber, die in Sachen Klima, Corona und Ukrainekrieg der Öffentlichkeit etwas zu sagen haben. Die Wirksamkeit von Desinformation und Propaganda bedarf aber einer geballten Macht wie der von staatlichen Akteuren oder interessegeleiteten NGOs. Heruntergebrochen auf Leserbriefschreiber des Teckboten zielbewusst weit in die Irre führend. – Freiheitliches Denken und sittliches Handeln in einer gelebten Demokratie bedarf der mutigen Selbstermächtigung eines jeden einzelnen Bürgers. Möglicher Irrtum in der Sache vorbehalten. Inhaltlicher Widerspruch erlaubt. Versteckter oder offener Aufruf zur lokalen Zensur aber ausgeschlossen.
Meine Maxime: Autoritäten aller Denkrichtungen anzuhören, aber nicht unhinterfragt sich hörig zu unterwerfen. Kurzgefasst gewendet: Der autoritäre Charakter des Herrn Mustermann ist nicht der Inbegriff eines um Aufklärung ringenden Bürgers in einer freiheitlichen Demokratie. – Wie offenbar: ich „fresse“ keine „Kreide“, ich schreibe es mit Kreide deutlich an jede Wand.

Armin Schuler, Kirchheim