Leserbrief
Lieferung umstritten

Zum Artikel „Neuer Ärger um das alte Streitthema Taurus“ vom 15.  April

Der wahrscheinlich nächste Verteidigungsminister ist in der Taurus-Frage anderer Meinung als Friedrich Merz. Für die Lieferung von Taurus gebe es zwar gute Argumente. Es gebe aber auch viele Argumente, gute Argumente, dagegen. Nur einen Teil davon könne man öffentlich diskutieren.

Auch zur Abstimmung mit den Verbündeten, die von Merz in Aussicht gestellt wurde, äußerte Pistorius sich skeptisch: „Ich kenne keinen europäischen Partner mit einem solchen System. Von daher ist das mit der Abstimmung so eine Sache.“ Auffallend ist, in welcher Form er seine ablehnende Haltung bei diesem Thema zum Ausdruck bringt, bei jeder Talkshow, wo er als Gast teilnimmt, oder als geschätzter Interviewpartner. Wird er nach den Gründen für seine Meinung gefragt, warum die Überlassung dieses Waffensystems an die Ukraine falsch wäre, stets lautet seine Antwort: „Darüber möchte ich nicht reden. Über Geheimes möchte ich nicht reden.“

Diese Aussage lässt Raum für Spekulationen. Immerhin hat Boris Pistorius schon einmal verlauten lassen, dass die Bedienung der Taurus-Marschflugkörper ein umfassendes Know-how erfordern und die Zahl der Bundeswehr-Angehörigen, welche diese Anforderungen erfüllen, sich in Grenzen hält.

Aber, es gibt noch mehr denkbare Ereignisse, hätte die Ukraine das von ihr dringend angefragte Waffensystem. Was, wenn es den Russen in die Hände fällt? Durchaus denkbar. Womöglich inklusiv Bedienungspersonal. Folter nicht ausgeschlossen.

Mag sein, dass unserem Noch-Kanzler Scholz und seinem Verteidigungsminister auch solche Gedanken durch den Kopf gehen. Dazu kommt, dass eine, wenn auch knappe, Mehrheit der Deutschen, nämlich 58 Prozent, die diesbezüglichen Bedenken der SPD teilt und sich gegen eine Lieferung ausspricht.

Gerhard Ostertag, Bissingen