Fassungslos stehe ich vor den Worten von Verteidigungsminister Boris Pistorius im Bundestag, Deutschland müsse „kriegstüchtig“ werden, und des EVP-Chefs Weber im Europäischen Parlament, „Europa muss sich auf Kriegswirtschaft umstellen“. Diese Äußerungen machen mich sehr betroffen! Ich bin im Krieg, Januar 1944, geboren und meinem Vater, der im April 1950 aus der Kriegsgefangenschaft kam, als Sechsjähriger, eine Woche vor meiner Einschulung, zum ersten Mal begegnet.
Dies hat mich geprägt und von daher ist mir „Gewalt“ in jedweder Form zuwider. Ich bin der Überzeugung, mit dem Blick auf die heutigen Verhältnisse der verschiedenen und unterschiedlichen gewaltgeprägten und kriegerischen Auseinandersetzungen auf unserer Welt sollte die Ächtung von Gewalt das oberste Gebot allen Handelns sein. Ich bin mir bewusst, dass das nur erreicht werden kann, wenn dies gewollt wäre.
Ich will – wie meine Kinder und Enkel – nicht „kriegstüchtig“ sein, sondern „friedensbewusst“ – und dafür ist nicht die Umstellung auf eine „Kriegswirtschaft“ nötig, sondern ein Umdenken – und die Frage, wie Frieden geschaffen werden kann. Was steht dem entgegen? Was wäre dazu erforderlich?
Willi Kamphausen, Kirchheim