Wie sich doch die Sichtweise in den Medien unterscheiden: am 5. Juli schreibt der Teckbote: „Impfpflicht: Viel Lärm um nichts“ und erwähnt süffisant, dass sich die Betroffenen ihre Mühe bezüglich der ergriffenen Gegenmaßnahmen hätten sparen können, hätten doch die Gesundheitsämter bisher noch keine Tätigkeits- oder Betretungsverbote ausgesprochen. Demgegenüber titelt die Stuttgarter Zeitung am gleichen Tag: „Erste Impfverweigerer müssen Bußgeld zahlen“ und rühmt dabei die beiden Gesundheitsämter in Esslingen und Göppingen für die schnellste Bearbeitung der eingegangenen Anträge in der Region Stuttgart.
Trotz Personalknappheit sahen noch vor wenigen Monaten die meisten Politiker angesichts hoher Impfquoten in den Pflegebereichen keinerlei Engpässe auf uns zukommen. Die ganz offensichtlich nicht einkalkulierte krankheitsbedingte Ausfallquote wegen Corona, wobei seltsamerweise die große Mehrheit der Betroffenen vollständig geimpft ist, zeigt deren große Verblendung.
Allein das ist mehr als ein Schlag ins Gesicht einer kleinen Minderheit, die aus unterschiedlichen Gründen für sich eine Impfung ablehnen und jetzt nicht nur zunächst mit einem Bußgeld abgestraft werden, sondern schlimmstenfalls sogar noch ihren Job verlieren. Damit nicht genug, beleidigte unser Gesundheitsminister vor wenigen Tagen auf einer Demo von Pflegekräften in Magdeburg für mehr Personal separat platzierte ungeimpfte PflegemitarbeiterInnen aufs übelste. War darüber etwas zu sehen oder lesen in den Medien?
Wo bleibt hier der Aufschrei all der Beifallklatscher, die noch vor gut zwei Jahren den Pflegekräften für ihren unglaublichen Einsatz applaudierten? Hier gibt es doch nur Verlierer: die, die ihren Job zu verlieren drohen, und die unter dem massiven Pflegenotstand leidenden Personen in den vielen Pflegeeinrichtungen. Wie beschämend und gleichzeitig absurd und irrsinnig ist diese Situation?
Roland Weil, Holzmaden