Leserbrief
Prestige vor Verantwortung?

Zum Artikel „Auf die Finanzierung kommt es an“ vom 21. März

Der geplante Hallenbadneubau in Kirchheim wirft weniger die Frage nach dem „Ob“, sondern zunehmend nach dem „Warum jetzt und um welchen Preis?“ auf. Ein Projekt, dessen Baukosten auf 36 Millionen Euro geschätzt werden und dessen jährliches Defizit bereits jetzt bei über zwei Millionen Euro liegt – ohne dass ein konkretes Finanzierungskonzept vorliegt. 

Bereits im November 2024 habe ich in einem offenen Brief an den Gemeinderat appelliert, die Entscheidung für dieses Projekt kritisch zu hinterfragen. Leider gab es keine offizielle Reaktion. Dieses Schweigen wirkt politisch motiviert – insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Hallenbadneubau ein zentrales Anliegen des amtierenden Oberbürgermeisters ist.

Es drängt sich der Eindruck auf, dass kritische Stimmen gezielt ignoriert werden, um den politischen Kurs nicht zu gefährden. In einer Demokratie ist das ein alarmierendes Signal. Bürgerbeteiligung darf kein Lippenbekenntnis sein, sondern muss auch dann gelten, wenn sie unbequem wird.

Ein Hallenbad ist zweifellos eine schöne Idee – aber keine kommunale Pflichtaufgabe. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten sollte kein Bürgermeister politische Erfolge auf Kosten künftiger Generationen bauen. Die Alternative, das funktionierende Dettinger Hallenbad, ist nicht nur vorhanden, sondern auch erheblich günstiger. Warum wird diese Option nicht ernsthaft geprüft?

Ich fordere den Gemeinderat auf, sich nicht von parteipolitischen Zielen oder Amtsversprechen leiten zu lassen, sondern im Interesse der Stadtbevölkerung zu handeln. Kirchheim verdient eine offene, ehrliche Debatte – keine Entscheidungen hinter verschlossenen Türen.

Mirijam Pasquini, Kirchheim