Die Ost-West-Beziehung ist am Tiefstpunkt angelangt. Als 1979 durch die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland der Kalte Krieg in einen heißen umzuschlagen drohte, gingen Hunderttausende auf die Straße, um gegen die Stationierung und für Abrüstung zu demonstrieren – auch Olaf Scholz war damals dabei, der heute aber als Bundeskanzler eine neue Stationierung und massive Aufrüstung befürwortet. Damals brachte es eine beispiellose Solidarität in der Bevölkerung fertig, eine geschlossene Menschenkette von 80 Kilometer Länge auf die Beine zu stellen, die von Stuttgart bis Ulm reichte – was für eine unglaubliche Leistung der Zivilgesellschaft!
Diese Friedensbewegung war so stark, auch, weil es gleichzeitig Angebote für Abrüstungsgespräche gab, dass die Raketen abgezogen wurden und eine Entspannungspolitik mit dem Osten möglich wurde: deutsche Wiedervereinigung, Auflösung der Sowjetunion, Verträge mit Russland.
Dies alles ging jedoch in den vergangenen 25 bis 30 Jahren wieder verloren, weil beide Großmächte an ihrer Hegemonie-Politik festhielten und durch je eigene Kriege auf der ganzen Welt Misstrauen statt Vertrauen schufen und weiterhin schaffen. Von diesen Großmächten ist nichts zu erwarten außer Gewalt, wie die neuen Stationierungspläne zeigen. Auch von der russischen Bevölkerung ist nichts zu erwarten, weil sie von Diktator Putin systematisch belogen und mit Gewalt mundtot gemacht wird. Aber die deutsche Bevölkerung hat die Freiheit, diese irrsinnige Entwicklung, die zu einem Atomkrieg führen könnte, aufzuhalten. Deshalb halte ich eine neue Friedensbewegung für dringend nötig, die erstens eine neue Stationierung verhindert und zweitens eine neue Friedensordnung in Europa fordert, die nicht auf Gewalt, sondern auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen beruht. Es ist höchste Zeit, dafür aufzustehen.
Martin Brost, Oberboihingen