Richtig ist, die deutsche Automobil- und Zulieferbranche steht vor großen Herausforderungen. Dafür aber allein die E-Mobilität verantwortlich zu machen, springt zu kurz. VW verliert in China gerade mit der schrumpfenden Verbrenner-Nachfrage zunehmend an Bedeutung. Seit Jahresanfang ist der Absatz um 15 Prozent gesunken. Weiter an dieser Technologie festzuhalten, gefährdet die Zukunft auf dem Weltmarkt. Bei jetzt schon in Zukunftsmärkten stagnierendem Verbrennerabsatz hilft auch keine Aufhebung des EU-Verbrenner-Aus in 2035. Am Verbrenner festzuhalten, macht genau diesen zur zukünftigen Pleitetechnologie, weil China dann die Welt mit E-Autos flutet.
Über die Hälfte aller Autos mit E-Antrieb fahren auf chinesischen Straßen, 53 Prozent der 42 Millionen weltweit zugelassener Stromer. Durch verschlafene Entwicklung auf dem Batteriesektor haben sich – nicht nur – die deutschen Autobauer von den Chinesen abhängig gemacht. Von den Autobauern sind günstigere E-Fahrzeuge gefragt, was allein schon wegen der sinkenden, seit Einführung inzwischen halbierten Batteriepreise möglich sein sollte. Die Politik muss die Rahmenbedingungen für die E-Mobilität schaffen und sich nicht als Bremser zeigen: Ladeinfrastruktur, bezahlbare Ladepreise, Smart-Grid-Ausbau – bereits jetzt lassen sich mit E-Autos problemlos Stromspitzen netzdienlich automatisiert abschöpfen – sind hier Themen. Auch sollten Autobauer nicht gezwungen werden, noch Aufwand in immer strengere Abgasvorschriften einer auslaufenden Technologie zu stecken.
Der Begriff „Pleitetechnologie“ verbietet sich für die effizienteste Antriebstechnologie überhaupt. Vom eingesetzten Strom kommt beim E-Fahrzeug 73 Prozent an den Rädern an, während der mit E-Fuels betriebene Verbrenner bei 13 Prozent liegt.
Die Effizienz-Entwicklung ist nicht aufzuhalten, siehe LED-Lampen. Manche haben es nur noch nicht begriffen.
Albrecht Hettinger, Notzingen