Leserbriefe
Trügerische Bauernhofidylle

Zu den Artikeln „Der Hafer macht der Kuh Konkurrenz“ und „Auch mal Drink statt Milch?“ vom 1. Juli

Hoffentlich hat Celia Veygels klares Plädoyer für Pflanzenmilch viele Leserinnen und Leser davon überzeugt, ihre Essensgewohnheiten gründlich zu überdenken. Angesichts der ungeheuerlichen Gewalt, die „Nutztieren“ tagtäglich angetan wird, ist es höchste Zeit für einen Paradigmenwechsel hin zu einer tierleidfreien
Landwirtschaft.

Wer allerdings glaubt, ökologische Tierhaltung sei die Lösung, täuscht sich. Beispiel Milch: Zwar geht es „Bio“-Kühen und ihren Kälbern besser als ihren bedauernswerten Schwestern in konventioneller Haltung. Fakt ist aber: Auch in ökologischer Haltung ist es – von wenigen Ausnahmen abgesehen – üblich, Mutter und Kind kurz nach der Geburt zu trennen, um die Milch weitestgehend zu vermarkten, anstatt an die Kälber zu verfüttern.

Überdies sind Bullenkälber – und zur Nachzucht ungeeignete Kuhkälber – für einen Milchbauern nutzlose Esser. Die meisten Biozüchter verkaufen deshalb ihre überzähligen Kälber wenige Wochen nach der Geburt an konventionelle Mäster. Dort fristen die armen Tiere ein trostloses Leben ohne Auslauf und Bewegung auf einer Fläche von gerade einmal 1,8 Quadratmeter pro Kalb. Nach 16 bis 26 Wochen Mast sterben sie – wie jedes andere „Nutztier“ auch – eines gewaltsamen Todes im Schlachthaus.

Apropos Umwelt: Bio-Kuhmilch ist zwar umweltfreundlicher als konventionelle. Aber in puncto Flächenverbrauch können sie der Pflanzenmilch nicht das Wasser reichen: Nach Angaben des Statistik-Portals „statista“ benötigt die Herstellung eines Liters Kuhmilch 8,9 Quadratmeter Fläche, Mandelmilch dagegen nur 0,5, Reismilch 0,3, Hafermilch 0,8 und Sojamilch 0,7 Quadratmeter.

Marie-Luise Strewe, Lenningen