Zum Leserbrief „Hat das kommen müssen?“ vom 7. Februar
Herr Westermann behauptet „Menschliches Denken und Handeln steht auf zwei Säulen … sachlichen Erkenntnissen … Und … was es bedeutet ein Mensch unter Menschen zu sein.“ Er begründet seine Behauptung nicht und unterschlägt einfach eine Tatsache, die für Handeln und Denken wichtig ist: die dritte Säule, die Emotionen.
Erste Säule: Erkenntnis – oder was man dafür hält – hat sich im Laufe der Zeiten immer geändert und das wird weiterhin so geschehen.
Zweite Säule: Jeder Mensch ist von anderen Menschen, von Gruppen, Ideologien, Philosophien, der Rechtsordnung und von Interessen abhängig und das prägt sein Dasein und somit seinen Beitrag. Er muss sich eben irgendwo einfügen: Das ist es! Eine Robinson-Existenz wäre ein Unding. Seine Würde ist in unserem Staat garantiert.
Dritte Säule: Angst, Wut, Hass, Ekel, Neid, Freude, Liebe, Trauer, Mitleid, Scham, Schuld, Verachtung, Enttäuschung, Verzweiflung, Interesse et cetera sind überaus wirkungsmächtig. Emotionen können Schreckliches verursachen; andererseits Gutes bewirken. Aber auch, und vor allem, schöpferisch sein und zur Quelle von Kunst aller Art werden – wie trist wäre es ohne Musik!
Ergebnis: Seine simple Zwei-Säulen-Theorie ist untauglich für die Erklärung der komplexen Vorgänge des Denkens und des Handelns; sie ist nicht durchdacht. Wo doch Emotionen eine gewichtige, sogar die herausragende Rolle spielen in der überreichen bunten Fülle des Denkens und Handelns.
Wolfgang Randecker, Lenningen