Leserbriefe

Aller Laster Anfang

Zum Artikel „Was bedeutet ein Verbot?“ vom 1. März

Um unseren Wohlstand zu schützen, wollen wir uns in Baden-Württemberg bis 2040 klimaneutral mit Wärme versorgen. Das bedeutet in Konsequenz, dass wir ab 2040 nicht mehr fossil heizen werden. Deshalb ist es nur logisch, schon heute den Einbau neuer fossiler Heizungen zu beschränken. Selbstverständlich brauchen wir dabei auch Anreize für Alternativen. Wir brauchen aber auch ein Ultimatum. Denn sonst wird wieder alles hinausgezögert, so wie wir es bisher erlebt haben.

Wer ein Eigenheim besitzt und noch fossil mit Gas oder Öl heizt, muss mit Investitionen in eine neue und nachhaltigere Heizung rechnen. Das war seit der Ölkrise in den 1970ern absehbar. Vernünftige Eigentümer bilden für solche wohlstandserhaltenden Maßnahmen normalerweise Rücklagen. Auch Mieter haben jahrzehntelang vom scheinbar günstigen Gas und Heizöl profitiert. Je länger wir aber nun warten und Investitionen aufschieben, umso mehr zahlen wir nachher drauf.

Viele Eigenheimbesitzer sind mittlerweile in einem Alter, in dem sie gesättigt sind und ausgesorgt haben. Sie wollen jetzt nichts mehr ins eigene Haus investieren: „Bis sich das rentiert hat, ob ich das noch erlebe!“ Doch welche Klimaschulden wollen wir unseren nachfolgenden Generationen hinterlassen?

Jahrzehntelang haben wir die Wärmewende verschleppt. Unsere Kommunalpolitiker haben sich lieber mit Dachziegelfarben beschäftigt, als sich um eine zukunftsfähige Wärmeversorgung zu kümmern. Landes- und Bundespolitiker haben die Gebäudeenergiegesetze stetig verkompliziert, statt den Wechsel auf das Heizen mit erneuerbaren Energien zu vereinfachen. Die Verpflichtungen, die durch Eigentum entstehen, werden stiefmütterlich behandelt. Wer nun weiterhin Klimaschutz verschläft und unseren Wohlstand gefährdet, braucht sich also nicht wundern, wenn wir am Ende die Brechstange brauchen.

Michael Christ, Kirchheim