Leserbriefe

Alles paletti?

Zum Artikel „Bauern fühlen sich angegriffen“ vom 3. Januar

Wie beruhigend, dass die „Nutztiere“ im Ländle laut Daniela Haußmanns Bericht – von ein paar Ausnahmen abgesehen – liebevoll umsorgt werden und am Ende ihres langen Lebens friedlich im Schlachthof einschlafen dürfen!

Aus Dankbarkeit nehmen die Tiere deshalb gerne in Kauf, dass ihr Bewegungsradius eingeschränkt ist. Es macht ihnen auch nichts aus, in oftmals kargen Ställen ohne Beschäftigungsmöglichkeiten auf harten und kotverdreckten Spalten- oder Gitterböden zu leben und ohne Betäubung kastriert, enthornt oder durch Schnabelkürzen verstümmelt zu werden.

Ebenso stören sich die vielen Tausend Rinder, die in Baden-Württemberg derzeit (noch) ganzjährig in Anbindehaltung leben, in keiner Weise daran, dass sie sich – am Hals festgebunden – ihr Leben lang weder umdrehen und bequem hinlegen noch kratzen oder Körperpflege betreiben können.

Im Vertrauen auf die menschliche Güte trennen sich die Tiermütter in aller Regel auch freiwillig von ihren Kindern. Dass die meisten von ihnen ihren Nachwuchs nie säugen, berühren und umsorgen können, ist weder für sie noch für ihre Jungen ein
Problem.

Und am Ende ihres kurzen (oder längeren) Lebens machen sich die Tiere aus freien Stücken auf ihre oft lange Reise ins Schlachthaus. Wenn sie dann den Verrat der Menschen an ihnen erkennen, wenn sie von Todesangst überwältigt und bei unzureichender Betäubung unter unsäglichen Schmerzen leiden – ja, dann ist
alles zu spät.

Es sei denn, sie haben Glück und finden einen Platz auf einem Lebenshof, wo sie bis an ihr natürliches Ende bleiben dürfen; wie etwa auf „Hof Butenland“ , gegründet von dem ehemaligen Milchbauern Jan Gerdes, oder auf dem „Hof Rinderglück 269“ einer Reutlinger Familie, die früher Bio-Fleischrinder züchtete.

Marie-Luise Strewe, Lenningen