Leserbriefe

Aus städtebaulichen Gründen viel verspielt

Zum Artikel „Stadt sorgt für günstigen Wohnraum“ vom 23.  April

Nachdem ich den Artikel gelesen und seither verdaut habe, muss nun meine bittere Erkenntnis daraus „ausgeschieden“ werden. Das ist nicht lustig. Kurze Recherche im Teckboten-Archiv und die Zornesröte steigt einem ins Gesicht. 25. Juni 2016 „. . . am Bahnhof sollen günstige Wohnblöcke entstehen . . . 2013 hat die Verwaltung das Gelände . . . zu einem Spottpreis gekauft . . . könnten die Bagger schon Ende nächsten Jahres anrollen . . .“ Lassen wir etwas Gras drüber wachsen! 15. Juni 2019 – „. . . Entlastung für Menschen mit geringem Einkommen . . . Für sie soll sich . . . etwas tun. Stadtplaner stellte für 2020 die Erschließung des ersten Bauabschnittes in Aussicht . . ." Das Gras wächst weiter.

23.  April 2022 – „. . . geplant ist der Bau von günstigen Mietwohnungen . . . auf Güterbahnhofsarealen in Kirchheim . . .“ Das Gras wächst weiter drüber. Sofern ich richtig informiert bin, gehört immer noch nicht das ganze Gelände der Stadt. Das dauert, seit Jahren wird verhandelt. Eigentum verpflichtet? Nicht unbedingt! Günstig oder zeitnah bauen wird am Güterbahnhof niemand, erst recht keine neu gegründete, unerfahrene Wohnbaugesellschaft! Ich fühle mich für dumm verkauft, wenn darauf abgehoben wird, Tiefgaragen wegzulassen und dadurch günstig zu bauen. Ja, wo parken denn die Leute?

Die Baupreise (siehe Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkammern Index) sind seit 2013 um circa 50 Prozent gestiegen, das ist nur der statistische Index, gestiegen sind die Preise in Realität weit mehr. Dadurch auch die Mieten! Verspielt wurde aus städtebaulichen Gründen – „es soll ein schönes Stadtviertel entstehen“ – die einmalige Chance, wirklich günstig zu bauen. Es war und ist eine kolossale – teure – Fehleinschätzung, dass nur das gesamte Areal am Stück „schön“ bebaut werden kann. Wer erklärt das in einfachen Worten den Menschen, die jetzt günstige Wohnungen suchen?

Hans Kiefer, Kirchheim