Leserbriefe
FDP-Speerspitze der Atomlobby

Zum Artikel „FDP will länger Atomkraft“ vom 7. Januar

Während die Leitung der EnBW-Kernkraftsparte erklärt, dass die EnBW „unverändert zum Ausstieg aus der Kernkraft“ steht und bereits am 2. Januar verkündete, dass eine Laufzeitverlängerung (Neckarwestheim 2) über den 15. April 2023 hinaus technisch nicht möglich ist, fordert der baden-württembergische FDP-Vorstand, die verbliebenen deutschen Kernkraftwerke nicht wie geplant zurückzubauen. Auch so kann man Atomkraft-Ideologie dokumentieren.

Der Bundestag und die damalige Kanzlerin Angela Merkel hatten aus gutem Grund 2011 den Atomausstieg beschlossen. Erst mit einer Gesetzesänderung 2022 wurde der derzeitige Streckbetrieb für die zuletzt verbliebenen drei AKW möglich. Diesen Gesetzesprozess nutzt die Atom-Lobby, um den Wiedereinstieg in die Atomkraft zu erreichen. So haben die Spitzen von FDP und CDU/CSU erklärt, dass ihr Ziel der jahrelange Weiterbetrieb der AKW ist. So wird in Kauf genommen, gegebenenfalls zusätzlich benötigtes Uran unter anderem in Russland zu beschaffen.

Benötigen wir Atomkraft auch in Zukunft noch? Um circa ein Prozent würde der Gasverbrauch sinken, wenn die drei Atomreaktoren zum Jahreswechsel nicht abgeschaltet werden, denn nur zwölf Prozent des verbrauchten Gases werden bei uns für die Stromerzeugung genutzt. Und nicht nur Frankreich macht deutlich: Mit einer aktuell hohen Zahl an Abschaltungen ist die Atomkraft unsicher. Ersatzweise bezieht Frankreich derzeit Strom aus Windenergie aus Deutschland. Und Atomkraft ist viel zu teuer: Strom aus Atomkraft kostet 34 Cent pro Kilowattstunde, Ökostrom nur 6 bis 11 Cent. Und diese werden beim Ausbau erneuerbarer Energien noch günstiger. Übrigens: Auch die Schweiz wird bis 2030 aus der Atomkraft aussteigen! Und wir in Deutschland sollen – dank FDP und Atom-Lobby – die „Rolle rückwärts“ machen?

Günter Gerstenberger, Vorstand Bündnis 90/Die Grünen Ortsverband Kirchheim