Leserbriefe

Klimawandel mal anders

Zum Leserbrief: „Konsens beim Klimawandel“ von Frank Nowatzki vom 22. Juli

99-prozentiger Konsens beim Klimawandel? Dass es den Klimawandel gibt? Oder, dass die Menschheit die alleinige biblische Urschuld daran trägt? Wir könnten uns noch endlos Klima- und Metastudien um die Ohren schlagen, unterschiedliche Interpretationen wagen. Klar ist: traue keinem, der dir in einer hochkomplexen Gemengelage, nur eine theoretisch mögliche Problemerklärung aufdrängen will.

Klimawandel zu einfach gemacht: Der Mensch verbrennt unter anderem Kohle, daraus entsteht CO2. Vermittelt über den Treibhauseffekt wird einzig nur dadurch die Erde wärmer. Das wissen doch alle, deshalb heißt es auch 99 Prozent: Ausnahmslos jeder Wissenschaftler, sowie alle Erwärmung anthropogen. – Wenn es da nicht einige wissenschaftliche Ketzer gäbe, jenseits grüner NGOs oder fossiler Industrie, die dazu Arbeiten veröffentlichen: zum Einfluss der wechselnden globalen Wolkenbildung, zu den Wärme-Kälte-Zyklen der Ozeane, zu der zyklischen Sonnenaktivität. Deshalb die zyklischen Phänomene wie die Mittelalterliche Wärmeperiode, die nachfolgende jüngste Kaltzeit, die etwa 1850 endete. Nicht durch Computermodelle, sondern empirisch belegt. – Somit schwinden die 99 Prozent. Der Konsens (lies: Einstimmigkeit) der Wissenschaft wird zum fruchtbaren Dissens. Und damit beginnt der Streit der Wissenschaft um die vielfältigen Ursachen der neuzeitlichen Erderwärmung.

Mich wundert, dass mein monokausal denkender Gegenspieler, so heftig seine einzig zulässige Erklärung des Klimawandels verteidigt. Er könnte sich bequem zurücklehnen und den paar Ungläubigen ihre Spinnereien lassen. Im Bewusstsein, wir alle sind doch die erdrückend Vielen, auf unserer Seite die 99 Prozent. Mir dünkt aber, daraus spricht eine tiefe Verunsicherung – und er ist für den Kampf um die Pluralität der Wissenschaft noch nicht verloren. Der Gegensatz wäre ein zwanghaftes und erzwungenes Denken.
Armin Schuler, Kirchheim