Leserbriefe

Männer sind benachteiligt

Zum Artikel „Aneurysma für Frauen gefährlicher“ vom 18. März

Es grenzt schon etwas an eine manipulative Überschrift, wenn aus der geringeren Gefährdung der Frauen durch ein Bauchaneurysma – sie sterben viermal seltener als Männer daran – eine Benachteiligung konstruiert wird, die eine weitere Vorsorgemöglichkeit für Frauen erfordert.

Dabei haben Männern schon heute deutlich weniger Möglichkeiten zur Vorsorge, trotz ihrer fünf bis sechs Jahren geringeren Lebenserwartung: Während Frauen ab 20 eine jährliche Vorsorge bezahlt bekommen, gilt das für Männer erst ab 45, obwohl Männer im Alter zwischen 20 und 45 häufiger an behandelbarem Krebs sterben als Frauen. Hodenkrebs bei Männern hat ein erstes Maximum bei circa 30 Jahren, und wird von keiner Vorsorgeuntersuchung erfasst, obwohl er im Frühstadium vollständig heilbar ist.

Aber anstatt diese unbegründete Benachteiligung der Männer bei der Prophylaxe auszugleichen, erhalten Frauen seit 25 Jahren zusätzlich eine Mammografie als Vorsorgeleitung auf Kassenkosten, während Männer ihren PSA-Test (Prostata-spezifisches Antigen) immer noch selbst bezahlen müssen. Dabei sind Erkrankungszahlen und die Sterblichkeit von Brustkrebs und Prostatakrebs ziemlich ähnlich. Bevor es noch mehr Vorsorgeuntersuchungen für Frauen gibt, sollte doch erst diese Benachteiligung der Männer ausgeglichen werden, mindestens bis Männer die fünf bis sechs Jahre geringere Lebenserwartung aufgeholt haben. Dieser Verlust an Lebensjahren der Männer ist nicht naturgegeben, sondern hat weitgehend gesellschaftliche Gründe. Somit könnten auch wir als Gesellschaft diesen Verlust an (Männer-) Lebensjahren durch einen gleichberechtigten Zugang zu Vorsorgemaßnahmen verringern.

Dr. Ulrich Mors, Weilheim