Leserbriefe

Neuer Anlauf für andere Regeln

Zu den Artikeln „Organspende – Lauterbach verlangt Reform“ und „Stichwort Organspende“ vom 17. Januar

Angesichts eines deutlichen Rückgangs bei lebensrettenden Organspenden in Deutschland kommt die Debatte über eine weitreichende Reform wieder auf.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach drängt auf einen neuen Anlauf für grundlegend andere Spenderegeln. Das geltende Gesetz ist seiner Meinung nach gescheitert. Unterstützung für seinen Vorstoß findet er bei Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU): „Die Einführung der Widerspruchslösung bietet die Chance, dass mehr Organe gespendet werden und dadurch mehr Menschen ein lebensrettendes Spenderorgan bekommen.“ Auch unser Gesundheitsminister Lucha sieht diesbezüglich Handlungsbedarf: „Der Bundestag sollte das Thema schnell auf die Tagesordnung bringen. Anders als mit der Widerspruchslösung können wir dieses Problem nicht lösen.“ Es gibt gute Gründe für und gegen eine solche Regelung.

Nicht stichhaltig dürfte das gegen eine Änderung der jetzigen Rechtslage aufgeführte Argument sein, dass der Begriff „Organspende“ dann nicht mehr zutrifft. Spenden unter einem gewissen Zwang passe einfach nicht zusammen. Dann nennen wir es eben „Organverfügung“. Problem gelöst.

Immerhin sind schon drei Jahre vergangen, seit der damals regierende Bundestag im Januar 2020 eine solche angestrebte Regelung ablehnte. Geblieben ist der Mangel an zur Transplantation verfügbaren Organen. In den meisten europäischen Ländern gilt die in Deutschland heftig umstrittene „Widerspruchslösung“. Zuletzt, im Mai vorigen Jahres, haben sich die Schweizer in einer Volksabstimmung mit 60,2 Prozent dafür ausgesprochen.

Man darf davon ausgehen, dass auch die Eidgenossen sich etwas dabei gedacht haben. Die Warteliste in Deutschland ist lang und die meisten warten vergeblich. Wir haben jetzt eine neue Regierung mit neuen Gesichtern und damit auch neuen Erkenntnissen und Meinungen. Vielleicht gibt es auch bei diesem Thema einen Meinungsumschwung. Es wäre zu hoffen.

Gerhard Ostertag, Bissingen