Leserbriefe

Perfekte Ausrede zum Nichtstun

Zum Leserbrief „Ganz ohne Wissenschaft“ vom  21. Juli und zu den Berichten des Teckboten zur Hitzesituation im Mittelmeerraum

Es ist immer begrüßenswert, wenn sich Bürger um aktuelle Themen kümmern, sich informieren und eventuell auch vor falschen Schlüssen warnen. So Herr Müller, der sich im Internet schlau macht und seinen gesunden Menschenverstand einsetzt. Allerdings meint er, dadurch auf Wissenschaft verzichten zu können. Und so fragt er indirekt: Warum die Klima-Ängste, wenn die Sahara doch vor 8000 Jahren grün war?

Ebenfalls am 21. Juli sprach der Meteorologe Karsten Schwanke in den Tagesthemen vom weltweit heißesten Monat seit Jahrhunderten; von einer nie dagewesenen schnellen Klimaveränderung. Vom Weltklimarat, der von nicht mehr bewohnbaren Gebieten in naher Zukunft warnt. Davon, dass wir später 2023 als „relativ normales Jahr“ ansehen werden.

Andererseits hat Herr Müller natürlich Recht: Deutschland allein kann mit seinem einen Prozent der Weltbevölkerung (und 2 Prozent der Emissionen) die Erde – und damit uns – nicht retten. Frankreich und Belgien haben zusammen noch weniger. Also sie auch nicht. Alle europäischen Länder haben eine geringere Bevölkerung, können also nichts zum Klimaschutz beitragen. So wie ein paar Hektar Regenwald zu roden nicht ins Gewicht fällt.

Laut der von Herrn Müller geschmähten Wissenschaft haben wir eine CO2-Konzentration in der Atmosphäre wie seit Millionen von Jahren nicht mehr. Nach Herrn Müllers Recherchen und seinem gesunden Menschenverstand sind aber nur 3,5 Prozent menschengemacht; der Rest von der Natur erzeugt. Dann ist also logischerweise jede menschliche Anstrengung vergebens. Die Ausrede zum Nichtstun ist perfekt. So schließe ich meinen Leserbrief mit einem Zitat, mit Herrn Müllers Abschlußsatz: „Und das ganz ohne Wissenschaft - einfach mal selbst nachgedacht.“

Alois Ruess, Weilheim