Leserbriefe

Stadt Kirchheim im Tiefschlaf

Zum Artikel „Kirchheim geht in die Offensive“ vom 11. Juni

Kirchheim hat in den letzten Jahren geschlafen und lässt 200 Kinder im Stich – in Kirchheim fehlen 200 Betreuungsplätze für Kinder.

Die Katze hat die Hausaufgaben gefressen würde ich als Ausrede der Stadt eher durchgehen lassen als die vorgetragenen Gründe. Es ist doch keine Überraschung, sondern vorhersehbar, wenn in neue Wohngebiete viele Familien mit Kindern einziehen. Wer den gesellschaftlichen Wandel hin zu einem höheren Bedarf an Ganztagesbetreuung nicht mitbekommen hat, schläft seit mindestens 30 Jahren.

Und die lahme Ausrede, dass Inklusionskinder zwei Plätze belegen, geht auf Kosten von Inklusionskindern und ihren Familien. Das empfinde ich als so unverschämt, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen. Aber es geht noch weiter. Bei der Ausrede für zusätzlichen Bedarf an U3-Plätzen, weil Mütter wieder früher arbeiten gehen, rollen sich mir die Fußnägel hoch. Also, liebe Mütter, bleibt besser zu Hause am Herd und bei den Kindern, die 50er-Jahre sind zurück.

Eine Bedarfsplanung der Stadt gab es die letzten beiden Jahre nicht. Wenn jetzt überraschend circa 200 Plätze fehlen, ist das nicht durch vorhersehbare gesellschaftliche Entwicklungen zu entschuldigen. Stattdessen würde ich von Oberbürgermeister Bader erwarten, dass er aufwacht, seine Verantwortung für diese Fehlplanung anerkennt und zusätzlich zu den wichtigen langfristigen Plänen alles nur Erdenkliche in Bewegung setzt, um kurzfristige Lösungen für 200 Familien in Kirchheim zu finden. Geschieht dies nicht und lässt die Stadt Kirchheim die Kinder und deren Familien weiter im Stich, präsentiert sich Herr Bader und damit die Stadt Kirchheim als kinder- und familienunfreundliche Stadt. Unsere Tochter wird wohl oder übel mit drei Jahren wieder zu Hause bleiben müssen. Ihrer Entwicklung tut das bestimmt nicht gut.

Kai Carstens, Kirchheim