Leserbriefe
Trügerische Sicherheit

Leserbrief zum Artikel „Richtig radeln auf dem Schutzstreifen“ vom 7. Oktober

Zu den neuartigen Fahrradschutzstreifen kann sich jeder seine eigene Meinung bilden, ich halte ehrlich gesagt gar nichts davon. Auf ohnehin zu engen Straßen wird ein Streifen aufgemalt, der dem Radfahrer eine trügerische Sicherheit suggeriert, die in der Realität nicht gegeben ist.

Bei der Empfehlung im Artikel an die Radfahrer „selbstbewusst in der Mitte“ zu fahren, kann ich nur den Kopf schütteln, genauso wie bei dem Gedanken an Kameras, mit denen eine Unterschreitung des Mindestabstandes geahndet werden soll. Auch die bemängelte Situation an Ampeln kann man anders sehen. Gerade mit viel Geduld, natürlich mit vorschriftsmäßigem Abstand überholt, radelt der Radfahrer an der nächsten Ampel fröhlich wieder rechts an allen wartenden Autos vorbei, die Gefahr des Überholvorgangs beginnt von vorn.

Ein gerade hinter sich gelassener Radfahrer wird auch deutlich wahrscheinlicher vom Autofahrer wahrgenommen, als einer, der unbemerkt rechts vorbei, schlimmstenfalls in den toten Winkel gefahren ist. Schlimme Unfälle beim Abbiegen sind leider vorprogrammiert. Spezielle Kirchheimer Finessen wie Parkplätze zwischen Gehweg und Radschutzstreifen oder die abenteuerliche Führung an der Bahnhofskreuzung sorgen nur für Unsicherheit sowohl bei Radfahrern als auch bei Autofahrern. Im Straßenverkehr haben wir doch ein Miteinander aller Verkehrsteilnehmer, das meiner Meinung nach grundsätzlich auch nach wie vor funktioniert. Steigende Unfallzahlen durch rasende Senioren auf Pedelecs können durch die Schutzstreifen auch nicht verhindert werden.
Michael Schulz, Kirchheim