Leserbriefe

Verständnis erwünscht

Zum Leserbrief: „Verdecktes Visier“ von Martin Brost vom 1. März

Ich verbeuge mich vor Annette Joachim. Ihr Leserbrief „Angst, seine Meinung zu sagen“, sprach vielen aus dem Herzen. So bodenständig auf den Punkt gebracht, in gleichsam meditativ kurzen Sätzen. Der für Gutwillige erkennbare Gehalt: Druck sich der woken Sprache zu unterwerfen, der Vorwurf sich außereuropäisch zu kleiden sei kulturelle Aneignung, die Angst mit politisch Missliebigen gesehen zu werden.

Wenn da nicht ein Nörgler wäre, der diese durchsichtigen Sätze, einfach mal nachdenklich auf sich wirken lassen sollte. Deshalb leider weniger poetisch, einige nüchterne Tatsachen: Einer Umfrage nach, gaben etwas mehr als ein Drittel der Befragten an, dass sie ihre politische Meinung in der Öffentlichkeit noch uneingeschränkt frei äußern können. Ignorante Kritiker solcher Umfragen halten den verunsicherten zwei Drittel der Befragten entgegen, dass Rassismus, Transphobie, Hass und Hetze und was linke Beschwörungsformeln alles so hergeben, eben keine Meinung sei. Und wenn dieser Abwehrzauber immer noch nicht ausreicht, so werden diese zwei Drittel, Putins Reich, den Orbans und Trumps zugerechnet. – Zur erhellenden Ergänzung der Umfrage: Die Wähler der Linken und Grünen sind sich zu über 50 Prozent sicher, ihre Meinung in der Öffentlichkeit uneingeschränkt äußern zu können!

Frau Joachim rundete ihren Leserbrief mit der klar ersichtlich rhetorischen Frage ab: „Angst davor, dieses hier zu schreiben?“ Die ungeduldige Entgegnung: Ha!, ertappt. Alles nur Schwindel! Er wurde doch veröffentlicht! – Wie der sprichwörtliche Blinde, der noch nie eine schwarze Krähe sah, da Schwarz doch keine Farbe sei. Wenn dem Angesprochenen dieses Gleichnis zu dunkel sein sollte: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

Armin Schuler, Kirchheim