Leserbriefe

Was ist daran so schlimm?

Zum Artikel „Geopolitik statt Gendersternchen“ vom 3. März

Leider ist es typisch: Politiker in Deutschland nutzen ein beliebiges, völlig anders gelagertes Thema, um wieder einmal ihr Lieblings-Hassobjekt anzuprangern: das Gendersternchen. Dabei setze ich dieses Maskulinum hier ganz bewusst, denn außer den Damen von der AfD habe ich noch kaum eine Frau erlebt, die ständig und bei jeder Gelegenheit auf diesem Thema herumreitet, als wäre es ein ewig juckender Mückenstich, von dem man nicht lassen kann. Macht Euch mal locker!

Ich frage mich, was so schlimm daran sein soll, wenn man sich um eine Sprache bemüht, die möglichst alle ein- und möglichst niemanden ausschließt. Es soll sogar Menschen geben, die es schaffen, wichtige Themen anzupacken und sich dabei inklusiv auszudrücken. Personen in politischer Verantwortung sollten sich bewusst machen, was sie da tun. Sie polemisieren nach dem Geschmack der „haben wir schon immer so gemacht“-Rufenden und versetzen allen, die sich sehr gerne einbezogen sähen, einen Stich. Dabei geht „Gendern“ – also eine Sprache, die alle Geschlechtsidentitäten einbezieht – oder inklusive Sprache  – also eine Sprache, die auch Menschen mit anderem Aussehen, eventuellen körperlichen oder geistigen Einschränkungen mitdenkt – auch ohne Sternchen. Die Schreibenden (oder Sprechenden) müssen dabei nur ein bisschen mitdenken, sich in andere Menschen hineinversetzen, über den Tellerrand schauen.

Das sind genau die Eigenschaften, die ich bei Personen in politischer Verantwortung sehen möchte. Menschen, die alles, was kein Mann ist, sprachlich ausgrenzen, wähle ich nämlich nicht so gerne. Und bevor hier wieder jemand ankommt und mir erklärt, dass das generische Maskulinum mich als Frau doch einschließt, so sei die Grammatik im Deutschen nun mal – Sprache hat sich schon immer an Veränderungen in der Gesellschaft angepasst, und das ist gut so. (Dieser Text ist ganz ohne Sternchen oder :innen inklusiv formuliert.)

Heike Kurtz, Kirchheim