Leserbriefe

Wolf und ­Weidetierhalter

Zum Leserbrief „Weidetierhalter sind bedroht“ vom 2. März

Derzeit befinden wir uns im größten vom Menschen verschuldeten Artensterben. Täglich sterben bis zu 150 Arten aus. Die Doomsday Clock, welche seit 1947 den Untergang der Menschheit auf einer Skala von 24 Stunden spiegelt, steht aktuell 90 Sekunden vor dem Ende der Menschheit. So nah am Abgrund stand die Menschheit noch nie. Dies unter anderem wegen dem gigantischen Verlust von Ökosystemen. Die Wildnisfläche in Deutschland beträgt nur 0,6 Prozent. Fleisch produzieren wir in Deutschland stattdessen viel mehr als wir benötigen mit all den bekannten Folgen für das Grundwasser und für die Natur. Selbst die Deutsche Gesellschaft für Ernährung schlägt eine Halbierung des heutigen Fleischkonsums von 54 Kilo pro Jahr vor. Für ein intaktes Ökosystem und zur Gesundung unserer Wälder brauchen wir die großen Räuber wie Luchs, Bär und Wolf. Bei der Story mit dem Radfahrer, die Karl Ederle erwähnt, schreibt er leider nicht, dass sich der Radfahrer falsch verhalten hat. Er ist nämlich geflüchtet und hat dadurch den Jagdinstinkt der Wölfe ausgelöst. Wäre er stehen geblieben und hätte auf sich aufmerksam gemacht, hätten sich die Wölfe verzogen. Menschen gehören nicht ins Beuteschema von Wölfen.

In Europa kamen in den letzten 100 Jahren sieben Menschen durch den Wolf um und nur, weil Menschen sie angefüttert hatten. In Deutschland gibt es dagegen pro Jahr rund 40 000 Hundeangriffe auf Menschen mit drei Toten. In den Karpaten in Rumänien leben Weidetierhalter mit Wölfen im selben Gebiet zusammen, den Herdenschutz übernehmen speziell ausgebildete Hunde. Warum soll das nicht auch bei uns funktionieren? Und wenn dann ein paar Weidetierhalter aufgeben, die sich nicht den neuen Herausforderungen stellen, dann ist es eben so.

Uwe Mutschler, Neidlingen