Stillstand: Dieses Stichwort passt auf den ersten Blick ganz gut, wenn es um das Adler-Areal in Owen geht. Und zwar nicht nur zu Stoßzeiten, wenn sich der Verkehr im Kreuzungsbereich aufgrund der fehlenden Linksabbiegespur nach Beuren staut. Abgesehen vom Verkehr bewegt sich auch sonst zumindest äußerlich rein gar nichts auf dem Gelände des ehemaligen Gasthofs, das seit über sechs Jahren der „Russ Estate“ gehört. Dort sollte eigentlich schon am 5. Juli des vergangenen Jahres Baubeginn sein für das Lauterquartier, bestehend aus vier Gebäuden mit drei Gewerbeeinheiten und 21 Wohnungen. Kurz vor Ablauf der Frist hatten sich Stadt und Investor auf einen Aufschub geeinigt, um dem Unternehmen angesichts schwieriger Rahmenbedingungen etwas Luft zu verschaffen. Der Baubeginn wurde auf den 5. Oktober 2024 verlegt – vorausgesetzt, der Adler ist bis Jahresende abgerissen.
Die schlechte Nachricht ist zugleich die offensichtliche: Der ehemalige Gasthof Adler steht immer noch. Die gute Nachricht lautet: Nicht mehr lange. „Wir gehen davon aus, dass der Abbruch bis Mitte Mai starten kann“, sagt Owens Bürgermeisterin, die sich offenkundig freut, dass endlich Bewegung in die Sache kommt. Die Ausschreibung für den Abbruch sei bereits erfolgt, die „Russ Estate“ stehe kurz vor der Vergabe. „Es ist einiges an Bürokratie nötig, bis man überhaupt abbrechen kann“, begründet Verena Grötzinger die Verzögerung. Doch nun seien alle formalen Hürden übersprungen.
Abbruch von großer Bedeutung
Natürlich hätte die Kommune dem Investor das Baurecht längst wieder entziehen können, schließlich wurde die Baugenehmigung bereits 2022 erteilt. „Das ist aber nicht in unserem Interesse als Stadt“, sagt Verena Grötzinger, die große Hoffnungen in das Lauterquartier setzt. Auch das Unternehmen „Russ Estate“ habe daran kein Interesse. „Der Investor signalisiert uns, dass er das Projekt umsetzen will. Aber die Rahmenbedingungen lassen ihn zurückhaltend sein.“
Der Adler-Abbruch ist für die Stadt aus zwei Gründen von großer Bedeutung. Zum einen verbindet die Verwaltung mit dem Lauterquartier die Hoffnung auf dringend benötigten Wohnraum. Auch die Gewerbeflächen kommen der Stadt wie gerufen, die sich dort beispielsweise eine Apotheke und ein Café wünschen würde. Das vermissen auch Teile der Bürgerschaft, die das im Rahmen des Beteiligungsprozesses „Owen 2035“ kommuniziert haben.
Zum anderen wird der Adler-Abbruch den Weg freimachen für eine Neuordnung des Verkehrs an der Problemkreuzung, mit dem Ziel, die Situation für Fußgänger und Fahrzeuge zu verbessern. Sobald der Gasthof abgerissen ist, kann die Stadt die Flächen kaufen, die für eine Entlastung nötig sind. Allerdings gibt es auch hier jede Menge Abstimmungsbedarf mit dem Regierungspräsidium und dem Land. Schließlich handelt es sich bei der B 465 um eine Bundes- und bei der Straße Richtung Beuren um eine Landesstraße. „Wir müssen klären, wer die Planung und die Umsetzung übernimmt“, sagt Verena Grötzinger. Dass die Gemeinde sich eine Linksabbiegespur und einen sichereren Übergang für Fußgänger wünscht, ist klar. Was am Ende genehmigt wird, hingegen noch nicht.
Auch die Koordination mit der „Russ Estate“ sei immens wichtig, „damit sich die Maßnahmen nicht behindern“, so Grötzinger. Bleibt die Frage, wann denn mit dem Bau des Lauterquartiers begonnen wird. An den Baubeginn 5. Oktober 2024 will sich Geschäftsführer Stefan Russ auf jeden Fall halten beziehungsweise sogar früher beginnen. „Der Bau beginnt mit dem Abriss“, sagt er. Wann tatsächlich die Bagger rollen können, darauf will der Investor sich angesichts der aktuell schwierigen Situation in der Baubranche nicht festlegen. „Als wir 2022 die Baugenehmigung erhalten haben, hatten sich zwischenzeitlich die Materialpreise wegen Corona fast verdoppelt“, sagt Russ. Die Bauzinsen seien auf dem höchsten Niveau seit zehn Jahren, der Fachkräftemangel mache Handwerkerleistungen unplanbar und teuer. „Zurzeit baut niemand. Alles liegt auf Eis“, sagt Russ. Er betont aber, dass er das Projekt auf jeden Fall umsetzen will. Bis 2028 werde das Lauterquartier stehen.