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Dem Kirchheimer Freibad droht der „blaue Montag“

Fachkräftemangel Möglicherweise lässt sich die Sieben-Tage-Woche in der kommenden Badesaison in Kirchheim nicht aufrechterhalten. Dafür aber soll der günstige Abendtarif jetzt durchgehend gelten. Von Andreas Volz

Noch deutet nichts darauf hin, dass in weniger als zwölf Wochen das Kirchheimer Freibad öffnen soll. Im Gemeinderat dagegen gab es schon eine Vorschau auf die anstehende Saison. Für alle, die gerne erst in den Abendstunden schwimmen – aus welchen Gründen auch immer –, gibt es eine gute Nachricht: Der Gemeinderat ist dem Vorschlag der Stadtverwaltung gefolgt, indem er den Abendtarif auch auf das Wochenende ausgedehnt hat.

Künftig gibt es also durchgehend von Montag bis Sonntag die Möglichkeit, ab 17 Uhr oder 17.30 Uhr – diese Uhrzeit ist von der Jahreszeit abgängig – für einen ermäßigten Eintritt von drei Euro noch ein paar Bahnen zu schwimmen oder sich durch den Strömungskanal treiben zu lassen.
 

Feierabend gibt es auch auch am Wochenende

Als Grund für die Ausweitung des Abendtarifs nannte Stadtwerke-Geschäftsführer Martin Zimmert die veränderte Arbeitswelt. Ursprünglich einmal war der vergünstigte Eintritt in den Abendstunden als Feierabendtarif gedacht: „Das ist nicht mehr zeitgemäß, weil viele Menschen auch samstags, sonntags oder an Feiertagen arbeiten.“ Wer dann am Samstag- oder Sonntagabend Feierabend hat und noch kurz ins Freibad will, kommt künftig in den Genuss des günstigeren Eintritts. Bislang war am Wochenende auch abends noch der komplette Tagespreis zu berappen.

Vielleicht kommt diese Umstellung nicht nur den Badegästen zugute, sondern auch der Bilanz am Ende der Freibadsaison: Es ist zumindest denkbar, dass der Abendtarif an Wochenenden mehr Gäste noch zum Spätschwimmen ins Freibad lockt als bisher. SPD-Stadtrat Stefan Gölz dachte dabei nicht nur an die Werktätigen, sondern auch an andere, die unter Umständen einen Sonntagsausflug im Freibad abschließen könnten. Das könne auch für Familien wichtig sein, für die der Ausfall des Kleinkindbeckens in der neuen Saison ein ganz anderes Problem darstelle.

Bei aller Vorfreude auf den Sommer, und auf den günstigen Abendtarif, gab es aber auch eine schlechte Nachricht: Noch stellt sich die Personalsituation für das Freibad als äußerst eng bemessen dar, sodass es – auch aus Gründen des Arbeitszeit- und des Arbeitsschutzgesetzes – schwierig werden könnte, die gewohnten Öffnungszeiten jeden Tag abzudecken. Gegebenenfalls müsste es einen Schließtag geben.

Obwohl es möglicherweise zu Schließtagen kommt, gibt es auch eine gute Nachricht für die Badegäste: Der Abendtarif gilt jetzt an allen Tagen.      Archiv-Foto: Markus Brändli

Konkret würde das so aussehen, dass der Montag davon betroffen wäre: Entweder würde das Kirchheimer Freibad also montags komplett geschlossen bleiben, oder es gäbe montags nur verkürzte Öffnungszeiten. Wie genau der Schließtag ausfallen würde, lässt sich derzeit noch nicht vorhersagen – so wenig, wie es sich vorhersagen lässt, ob es diesen Schließtag überhaupt geben wird und geben muss.

Nur eins ist sicher: Wer jetzt denkt, das sei doch ganz einfach, dann könne das Freibad eben geschlossen bleiben, wenn das Wetter sowieso schlecht ist, befindet sich auf dem Irrweg. Aus organisatorischen Gründen lässt sich diese naheliegende Idee nicht umsetzen. Schlimmstenfalls könnte also das Bad montags bei herrlichstem Wetter „brachliegen“, während es an den anderen Tagen trotz kühlen und regnerischen Wetters geöffnet hätte.
 

Sonderfall Vereins- und Schulsport

Weder der Vereins- noch der Schulsport wären von einem Schließtag betroffen, weil in diesen Fällen ja eigenes Aufsichtspersonal vorhanden ist. Deshalb erfolgt die Nutzung des Freibads für die Vereine und die Schulen seit jeher in Eigenregie und auf eigene Verantwortung.

Bevor der Gemeinderat von den möglichen Schließtagen Kenntnis genommen hat, sprach Stadtrat Philipp Köber (Freie Wähler) seine Hoffnung aus, dass es den Stadtwerken und der Stadtverwaltung gelingen werde, rechtzeitig vor Saisonbeginn noch genügend Personal verpflichten zu können, sodass der Sieben-Tage-Betrieb gewährleistet ist. Stefan Gölz wiederum erinnerte daran, „dass alle, die gut schwimmen können, sich zum Rettungsschwimmer ausbilden lassen können“. Dieser Appell an das bürgerschaftliche Engagement war sein Versuch, dem Personalmangel im Freibad und den drohenden Schließtagen etwas Konstruktives entgegenzusetzen.

Sollte es doch zu den montäglichen Schließtagen kommen, hat der Gemeinderat gleich beschlossen, die Dauerkarteninhaber zum Ende der Saison anteilsmäßig zu entschädigen – durch einen Gutschein für Dauerkarten im Folgejahr oder auch durch eine Bargelderstattung.