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Die Tafelladen hat großen Zulauf

Soziales Die Armut nimmt auch in Kirchheim zu. Peter Schiewe, der Leiter des DRK-Tafelladens, freut sich über eine nie dagewesene Spendenbereitschaft. Von Anke Kirsammer   

Noch dauert es ein paar Minuten, bis sich die Türen öffnen. Doch schon jetzt harren in mehreren Grüppchen rund 20 Menschen in der Kälte vor dem Tafelladen des DRK in der Kirchheimer Max-Eyth-Straße aus. Darunter sind ältere Männer genauso wie Frauen mittleren Alters und einzelne Kinder. „Die Armut generell nimmt zu“, sagt der Leiter Peter Schiewe. 100 Menschen aus Kirchheim und den umliegenden Ortschaften kommen im Schnitt pro Tag in den Laden, in dem es günstige Lebensmittel zu kaufen gibt. Ein Brötchen ist hier für fünf Cent zu haben, die übrigen Sachen werden zu einem Drittel des Originalpreises verkauft. Menschen mit einer geringen Rente kommen ebenso her wie Hartz-IV-Empfänger und Leute mit einem Sozialpass.

 

Es wären deutlich mehr Menschen berechtigt, hier einzukaufen.
Peter Schiewe
Der Leiter des Tafelladens weiß, dass viele aus Scham nicht kommen.
 

„Es wären viel mehr Menschen berechtigt, hier einzukaufen“, betont Peter Schiewe. Doch scheuen sich viele, in den Tafelladen zu gehen. Das hatte sich auch gezeigt, als der Laden vor knapp zwei Jahren von der Henriettenstraße in die Kirchheimer Innenstadt gezogen war. „Damals blieben einige Stammkunden weg, weil sie beim Einkauf nicht gesehen werden wollen und sich schämen“, so der Leiter. Nicht alle seien seitdem wieder gekommen.

Der Standort im Herzen der Stadt mit vielen Passanten hat aber auch einen Effekt, der Peter Schiewe positiv überrascht: „Der Tafelladen ist ins Bewusstsein vieler Leute gerückt. So viele Spenden wie dieses Jahr haben wir noch nie bekommen“, sagt er. Privatpersonen sind genauso unter den Spendern wie Betriebe. Gerade hat ein großes Unternehmen einen Scheck über einen fünfstelligen Betrag übergeben. Während des Gesprächs klingelt das Telefon. Eine Firma möchte dem Tafelladen 500 Euro zukommen lassen. „Uns wäre es am liebsten, wenn Sie uns einen Lebensmittelgutschein geben würden, dann können wir gezielt für unsere Kunden einkaufen“, erklärt Peter Schiewe dem Anrufer. Bargeld musste zumindest bislang in die Ausstattung des Tafelladens wie beispielsweise in das für den Transport benötigte  Auto gesteckt werden.

Dankbar ist Peter Schiewe auch für direkte Lebensmittelspenden. Die Rotarier hatten im November eine Lastwagenladung mit drei Tonnen Lebensmitteln und Hygieneartikeln geschickt. Grundnahrungsmittel wie Öl, Mehl, Zucker, Nudeln und Reis kann der Laden gut gebrauchen. Butter, Margarine und Marmelade ebenfalls. Nicht nur die Energiekrise und die Inflation führen dazu, dass die Tafel einen so großen Zulauf hat. „Die Lage wird allgemein schlechter“, so lautet die Einschätzung von Peter Schiewe. 2018, als er seinen Job angefangen hatte, sei es fast familiär zugegangen. Der Krieg in der Ukraine beeinflusst die Klientel auf jeden Fall. Mehr als die Hälfte seien derzeit Ukrainerinnen und Ukrainer, sagt der Tafelladen-Chef.

Gutscheine von der Diakonie

Damit sie nach ihrer Ankunft nicht in der Luft hängen, sondern sich mit Lebensmitteln versorgen können, bevor das Arbeitslosengeld II fließt, bekommen sie von der Diakonie Gutscheine für den Tafelladen ausgestellt. „Das Geld dafür stammt aus dem Ukrainehilfe-Fonds“, erklärt der Leiter der Diakonischen Bezirksstelle in Kirchheim, Reinhard Eberst. Ausgestellt werden Gutscheine für die Tafel außerdem aus dem Notsorge-Fonds für Menschen, denen zum Monatsende das Geld ausgeht. „Es kommen ständig Leute, die sagen, es reicht nicht“, sagt Reinhard Eberst. Peter Schiewe schätzt, dass sich die Diakonie-Gutscheine im Tafelladen auf rund 4000 Euro summieren – rund das doppelte wie in anderen Jahren.   

Seine Aufgabe ist die Arbeit hinter den Kulissen. Er ist für die Organisation und das Abholen der Waren in den Läden und Discountern zuständig. Obst und Gemüse, das dort abends übrig ist, kann er am nächsten Morgen kostenlos mitnehmen. Rund 15 Stationen klappert der Kaufmann etwa in Kirchheim, Weilheim und Wendlingen ab, um die Regale der Tafel zu bestücken.

Wie in anderen Geschäften, so ist auch im Tafelladen in den Tagen vor Weihnachten besonders viel los. Peter Schiewe freut sich, dass er den Kunden dank der vielen Spenden Besonderes zu bieten hat. „Wir haben gerade eine große Auswahl“, sagt er – Honig, viel Käse und Kaffee beispielsweise. Die Kinderherzen schlagen höher, wenn sie Nutella und Süßigkeiten im Regal sehen.

 

Spenden sind willkommen

Der Tafelladen in der Max-Eyth-Straße 1 in Kirchheim hat dienstags, donnerstags und freitags jeweils von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr geöffnet. ​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​Lebensmittelspenden sind immer willkommen. Bei größeren Spenden sollte vorher Kontakt aufgenommen werden unter der Telefonnummer 0 70 21/9 53 87 00 beziehungsweise per E-Mail an tafelladen@drk-verbund-ntki.de