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H&M steht in Kirchheim oben auf der Wunschliste

Einzelhandel Welche Geschäfte fehlen in der Kirchheimer Innenstadt? Diese Frage haben wir unseren Leserinnen und Lesern auf Instagram gestellt – und sehr gegensätzliche Antworten bekommen. Von Antje Dörr

Die Kirchheimer Innenstadt ist stark von inhabergeführten Geschäften geprägt. Große Ketten wie H & M, Zara, Mango, Primark und Co. sind – anders als beispielsweise in Göppingen – nicht vertreten. Genau das stört viele der rund 90 User, die auf unserem Kanal „teckbote_online“ auf die Frage geantwortet haben: „Welche Geschäfte vermisst ihr in der Kirchheimer Innenstadt“? Am häufigsten wird der schwedische Bekleidungsriese H & M genannt. Es folgen Zara, New Yorker, Ikea und Action. Auch andere große Geschäfte wie Tedi, Nanunana, Starbucks, Angel, Subway, Mango, TK Maxx, Footlocker, Thalia, Hugendubel und viele andere werden in den Antworten und in den 87 Kommentaren zum entsprechenden Post erwähnt. Läden für Jugendliche kämen in der Innenstadt generell zu kurz, schreibt eine Nutzerin.

Lieber individuelle Geschäfte

Andere – jedoch deutlich weniger Nutzer – sehen in der Abwesenheit dieser Geschäfte den Reiz der Innenstadt. „Bitte kein Primark, Only, TK Maxx und Co. Gerade, weil es diese Läden nicht gibt, ist Kirchheim in meinen Augen so schön und die Geschäfte so individuell“, schreibt eine Nutzerin. Manche wünschen sich sogar noch mehr davon oder sehen Luft nach oben. „Mir fehlen unabhängige Läden, eigentümergeführt und jenseits der bekannten Lobby“, lautet ein Kommentar. Ein anderer User kann das unterschreiben: „Auf die Einzelhandelsketten kann ich ganz verzichten. Sie uniformieren unsere schöne Stadt. Besser alte Familienbetriebe erhalten oder jungen die Möglichkeit zur Übernahme erleichtern“, schreibt er. 

In zwei Kommentaren wird unterstellt, der City Ring und andere würden die Ansiedlung von Ketten verhindern. „Ich weiß gar nicht, wie lange man schon über einen Hennes und Ikea in Kirchheim spricht. Der City Ring wird das wieder zu verhindern wissen, egal wie viele sich das wünschen“, schreibt eine Nutzerin. Eine andere schreibt: „Wie toll es wäre, wenn es in Kirchheim einen H & M geben würde … aber wahrscheinlich wird das nie passieren, wegen manchen Menschen beziehungsweise der teuren Konkurrenz, die alle unter einer Decke stecken und das verhindern wollen.“

Mexikaner und Tapas-Bar

Nicht nur Ketten, sondern auch weitere kleinere Geschäfte werden in der Innenstadt vermisst. Manchen fehlt ein Stoffladen, anderen einer für Fisch, Deko und Bastelzubehör. Auch die Wiederbelebung der Schenkscheune wird von einer Nutzerin gewünscht. Die ist aktuell auf der Suche nach einer neuen Location, schreibt die Initiatorin. Im Gastrobereich würde sich eine Nutzerin über einen Mexikaner freuen, eine andere über eine „urgemütliche Tapas-Bar“. Auch ein „Imbiss mit Roter Wurst, veganer Wurst und Pommes“ wird genannt. Bei Unterhaltungsbetrieben fällt das Stichwort „Kino“. Zwei User vermissen Lebensmittelläden in der Innenstadt.

Viele schreiben auf ironische Weise, was ihnen in der Stadt nicht fehlt. Bäcker, Optiker, Handygeschäfte und Dönerläden werden da genannt. Einige nehmen das „Vermissen“ wörtlich und erinnern sich an vergangene Zeiten, als es in Kirchheim noch die Cocktailbar Hemingways, den Kochlöffel oder Autenrieth gab. Eine andere Nutzerin erinnert an das Al Centro, den Stoffladen Reste Bartsch, das Musikfachgeschäft Kielnecker und die Plattengalerie, die in Kirchheim alle nicht mehr existieren. 

 

Das sagen City Ring und Stadt Kirchheim

Karl-Michael Bantlin, Vorsitzender des Kirchheimer City Ring, hätte kein Problem damit, wenn sich ein H & M oder ein ähnliches Filial-Geschäft in der Kirchheimer Innenstadt einmieten würde. „Im Gegenteil! Am liebsten neben mir. Das bringt doch Frequenz“, sagt er. Allerdings gebe es für solche Geschäfte in Kirchheim aktuell keine geeigneten freien Geschäfte: „Filialisten brauchen Erdgeschossflächen von 600 Quadratmeter aufwärts. Das findet man in Kirchheim kaum“, sagt er. Wehren würde sich Bantlin jedoch gegen einen H & M oder ein ähnliches Geschäft außerhalb der Innenstadt „auf der grünen Wiese“. „Das wäre nicht gut für alle Geschäfte in der Innenstadt“, sagt er.

Laut der Stadt Kirchheim hat H & M in der Vergangenheit durchaus schon mal in Kirchheim angeklopft. „Jedoch möchten sich diese Geschäfte in großräumigen Eins-a-Lagen ansiedeln, die in Kirchheim schlichtweg nicht frei zur Verfügung stehen“, sagt Vanessa Palesch, Sprecherin der Stadt Kirchheim. Für jüngere Konsumentinnen und Konsumenten sei natürlich ein Magnet wie zum Beispiel H & M, Zara oder Ähnliches attraktiv. Doch auch ohne große Ketten zeichne sich Kirchheim durch eine landkreisweite hohe Zentralitätskennziffer und Kaufkraft aus. „Das zeigt, dass die Besucherinnen und Besucher das Angebot, die branchenübergreifende Vielfalt, das besondere Flair und die kurzen Wege der Stadt schätzen“, sagt die Stadt-Sprecherin.

Dass Ikea sich 2008/2009 nicht in Kirchheim angesiedelt hat, lag laut Vanessa Palesch an der Begrenzung des sogenannten Randsortimentes, also derjenigen Angebote, die nicht unmittelbar dem Möbelhaus zugeordnet sind. „Diese Randsortimente dürfen nach Einzelhandelserlass Baden-Württemberg maximal 350 Quadratmeter Verkaufsfläche haben, geplant waren damals über 800 Quadratmeter“, so die Sprecherin. Nachdem es ein Gerichtsurteil in genau diesem Sachverhalt an anderer Stelle gegeben habe, seien die Pläne für eine IKEA-Ansiedlung verworfen worden. Allerdings stand die Stadt dem geplanten „Homepark“, in dem neben Ikea auch andere wohnspezifische Geschäfte zusammengezogen worden wären, auch aus anderen Gründen skeptisch gegenüber. „Aus stadtplanerischer Sicht wäre ein Ausbluten der Einkaufsinnenstadt und aus verkehrsplanerischer Sicht eine Überlastung des umgebenden Straßensystems einschließlich der Autobahnausfahrt Kirchheim-West zu befürchten gewesen“, rekapituliert Vanessa Palesch. adö