Ich dachte mir, die Chance nutze ich jetzt“, erzählt Christina. Die 20-jährige gebürtige Kirchheimerin ist extra aus Heilbronn angereist, um sich bei den „Walk In Days“ des Kirchheimer Tattoo-Studios „2020 Tattoo und Piercing“ von ihrer Lieblings-Artistin, Inhaberin Rebecca Stauß, tätowieren zu lassen. In dem Studio in der Alleenstraße stehen mehrere Tattoo-Künstlerinnen und -Künstler sowie drei Piercerinnen und Piercer bereit, um den „Walk In“-Gästen drei Tage lang ohne Termin ihre Wünsche zu erfüllen. Am Ende der drei Tage zeigt die Bilanz: Über 200 Kundinnen und Kunden, größtenteils aus Kirchheim und Umland, haben das Angebot angenommen.
Filigrane Kunstwerke sind beliebt
„Die meisten lassen sich spontane Kleinigkeiten stechen“ erzählt Tattoo-Künstlerin Rebecca Stauß. Besonders Fineline-Tattoos erfreuen sich großer Beliebtheit, auch auf dem Event sind sie ein Dauerbrenner. Die feinen und filigranen Kunstwerke sind eher dezent und minimalistisch, meist werden nur Umrisse tätowiert und, wenn überhaupt, nur leicht schattiert. Auch Christina hat ihre Sammlung um drei „Kleinigkeiten“ erweitert: eine kleine Briefmarke mit den österreichischen Alpen ziert ihren Arm, genauso wie eine Sanduhr gefüllt mit der Sonne und dem Mond, und eine Büroklammer mit Herzchen. Die originalgroße Briefmarke steht für die Familienurlaube, die sie in Österreich verbracht hat. Auf die Frage, ob alle ihre Tattoos eine Bedeutung haben, sagt sie: „Das ist so halb-halb.“ Damit ist sie nicht allein, die meisten Kundinnen und Kunden schätzen eine persönliche Bedeutung, aber es darf auch mal „nur“ schön anzusehen sein.
Schmetterlinge und „Glitzer“
Drei Schwestern diskutieren vor der Türe über ihr Schwestern-Tattoos: ein Campingstuhl soll es sein, aber über die Stelle sind sie sich noch uneinig. Im Gegensatz zu Christina haben sie nicht auf das Event gewartet, um den Wartezeiten der Terminvereinbarung zu entgehen, sondern waren gemeinsam unterwegs und sind spontan zum Studio gefahren. Geschwister- und Freundschafts-Tattoos sind sehr beliebt, wie schon von den Artists erwartet. Eine lächelnde Avocado-Hälfte pro Freundin, und schon haben die jungen Frauen eine lebenslange Erinnerung an ihre „andere Hälfte“.
Mindestens genauso oft gestochen werden Blumensträuße, bestehend aus den Geburtsblumen von Familienmitgliedern. Der Geburtsmonat der Liebsten legt dabei die Blumenart fest – für den Juni die Rose, oder für Oktober Ringelblumen. So schmückt dann ein Strauß feiner, minimalistischer Blüten die Haut, eine Kombination von hübsch anzusehen und persönlich bedeutungsvoll.
Die Motive sind dabei so unterschiedlich wie die Kundinnen und Kunden selbst. Das VfB-Logo wurde mehrfach verewigt, aber auch Schriftzüge, Schmetterlinge und „Glitzer“ stehen hoch im Kurs.
Größere Kunstwerke wie realistische Hundeportraits oder schwarz-weiß Darstellungen der Lieblingsband kommen nicht zu kurz bei dreizehn Artists unterschiedlicher Stilrichtungen, und die erfahrenen Piercerinnen und Piercer machen Kundenwünsche von einfachen Ohrlöchern bis hin zum extravaganten Körperschmuck wahr. Das Angebot nutzt nicht nur junges Publikum – alle Altersklassen sind vertreten. Die älteste Kundin von „2020“ ist bereits 85 Jahre alt.
Nicht nur diejenigen, die ihr erstes Tattoo erhalten oder ihre Sammlung erweitern wollen zieht es ins Studio. Einige Kundinnen und Kunden kommen auf der Suche nach Möglichkeiten, ihre alten oder ungeliebten Tattoos aufhübschen zu lassen, in das Kirchheimer Studio. „Aus jedem Tattoo lässt sich noch etwas machen“, betont Inhaber Frank Stauß.