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Neue Werkstatt bei der Firma Feeß: „Die reden nicht nur, die handeln auch“

Neubau Die Firma Heinrich Feeß feiert in der Bohnau ein Fest zur Inbetriebnahme der neuen, energieeffizienten Werkstatt-Hallen samt Regenwasserwaschanlage für Baumaschinen und Lastwagen. Von Andreas Volz

Sieben Jahre hat es gedauert – von den ersten Planungsgesprächen bis zur Einweihung des neuen Werkstattbaus. Walter Feeß war in der Kirchheimer Heinkelstraße die Erleichterung deutlich anzuhören, als er die Festgäste mit zwei Worten begrüßte: „Endlich geschafft!“ Bedingt durch die Pandemie, die kriegsbedingten Preissteigerungen und den Fachkräftemangel, habe sich die Fertigstellung immer wieder verzögert. „Ich weiß jetzt, was diese Schlagworte bedeuten“, sagte der Kirchheimer Unternehmer und fügte hinzu: „Es ist nicht einfach, das alles auszuhalten und damit zurechtzukommen.“ Letztlich aber ist es gelungen, einen weiteren „Meilenstein gegen den Klimawandel und für den Umweltschutz“ zu setzen.

Heizung und Kühlung laufen gleichermaßen über Erdsonden, die 140 Meter in die Tiefe reichen. Die Waschanlage für Baumaschinen und Lastwagen wird mit Regenwasser betrieben, das über das Hallendach in eine Zisterne geleitet wird, die 200 000 Liter Wasser fasst. In einer eigenen Kläranlage wird das Abwasser der Waschanlage gereinigt und „bleibt somit dem Kreislauf erhalten“. Die PV-Anlage auf dem Dach liefert den größten Teil des benötigten Stroms. Für künftige Elektro-Lastwagen sind die Ladesäulen bereits vorhanden.

Selbstverständlich ist alles aus R-Beton

Ein weiteres Detail ist so selbstverständlich, dass es Walter Feeß beinahe gar nicht mehr genannt hätte: „Das gesamte Gebäude ist aus R-Beton errichtet: „Das hilft uns enorm beim Einsparen von Ressourcen, Energie und CO2-Ausstoß.“ Das Gebäude sei sehr zur Nachahmung zu empfehlen: „Wir setzen komplett auf erneuerbare Energien und kommen künftig ohne fossile Brennstoffe aus.“

Es hat also seine Berechtigung, wenn Landrat Heinz Eininger die Firma Feeß als „Vorzeigeunternehmen in unserem Landkreis“ bezeichnete. Nicht nur die neue Halle in der Bohnau sei ein entsprechendes Vorzeigeprojekt. Auch beim Abbruch des Landratsamts in Esslingen habe das Kirchheimer Unternehmen seine Kompetenz unter Beweis gestellt: „90 Prozent der Materialien werden in den Baukreislauf zurückgeführt.“ In 70 Jahren Unternehmensgeschichte habe sich die Firma Feeß „vom Fuhrunternehmen und Baggerbetrieb zum Recyclingdienstleister und Ressourcenschoner entwickelt“. Und noch aus einem anderen Grund sei das Unternehmen vorzeigbar: „Die Türen sind geöffnet für die nächste Generation. Eine Firmennachfolge gelingt nicht immer so gut wie hier.“

Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer erinnerte an die Verleihung des Deutschen Umweltpreises, den Walter Feeß 2016 erhalten hatte: „Bundespräsident Gauck hat damals die schwäbischen Mittelständler gelobt und gesagt: ,Die reden nicht nur, die handeln auch’.“ Mehr braucht es eigentlich nicht, um die Firma Heinrich Feeß zu beschreiben. „Hier arbeiten in der Kläranlage sogar Bakterien mit“, sagte Günter Riemer launig: „Ich hoffe, dass es wenigstens bei den Bakterien keinen Fachkräftemangel gibt.“

Das Innovative dieses Projekts brachte Steffen Klingler vom Architektur- und Ingenieurbüro KOP aus Weinstadt auf den Punkt: „Drei Viertel des Energieverbrauchs in Deutschland haben einen Bezug zu Gebäuden.“ In diesem Fall habe der Neubau seine CO2-Schuld, die der Bau mit sich bringt, bereits 2032 getilgt – durch das entsprechende Einsparpotenzial.

Von einer „mutigen Entscheidung, dieses Projekt trotz aller Widrigkeiten zu Ende zu bringen“, sprach der Kirchheimer Architekt Karl-Albrecht Einselen vom Büro KLE. Vom Baubeginn – nur eine Woche nach Vorlage der Genehmigung – habe es bis zur Fertigstellung nur 18 Monate gedauert.

Alexander Feeß nannte seinen Vater Walter Feeß abschließend den Ideengeber, Antreiber und Motivator – für das Unternehmen insgesamt wie auch für den Werkstattneubau: „Wir waren nicht alle von Anfang an begeistert und überzeugt von diesem Projekt.“ Aber das Ergebnis könne sich sehen lassen: „Mit der Werkstatt hast du dir ein weiteres Denkmal gesetzt, von dem unsere Firma noch lange profitieren wird.“

Der Angesprochene ließ es sich nicht nehmen, doch noch selbst ein gewichtiges Schlusswort zu sprechen – auch angesichts der Tatsache, dass er sich künftig mehr Auszeiten nehmen möchte: „Mir ist vor der Zukunft nicht bange.“