Gemeinderat, Stadt und Bauherr haben im stagnierenden Verfahren um das geplante Lauter-Quartier in Owen einen Kompromiss ausgehandelt. Wenige Wochen vor Ablauf der vertraglich festgesetzten Frist für einen Baubeginn am 5. Juli haben beide Seiten sich auf eine Verlängerung geeinigt und damit ihren Willen zur weiteren Zusammenarbeit bekräftigt. Der Aufschub verschafft dem Investor in einer konjunkturell schwierigen Phase zusätzliche Zeit. Genauer: Bis 5. Oktober 2024 – exakt zwei Jahre nach Erteilung der Baugenehmigung – muss die Russ Estate, die beim privaten Verkauf des Grundstücks vor fast sechs Jahren den Zuschlag erhielt, Vollzug melden. Auf dem Gelände des ehemaligen Gasthofes Adler soll ein städtebaulich bedeutsamer Mix aus Wohnungen und Gewerberäumen entstehen. Einzige Bedingung für die Einigung, die vom Gemeinderat einstimmig mitgetragen wurde: Der Adler muss bis 31. Dezember dieses Jahres abgerissen werden.
Für die Stadt stellt das jetzige Zugeständnis den geringstmöglichen Schaden dar: Ohne ein Einlenken wäre der geschlossene Ausführungsvertrag nichtig gewesen. „Dann hätten wir wieder bei Null begonnen“, sagt Owens Bürgermeisterin Verena Grötzinger. „Das Planungsrecht aufzuheben, hätte keiner Seite geholfen“, begründet sie die Entscheidung. Eine Entscheidung, die auch zahlreiche leidgeprüfte Berufspendler interessieren dürfte. Mit dem Ultimatum für den Abriss ist gleichzeitig der Weg für eine Umgestaltung des Kreuzungsbereichs direkt am Adler klarer aufgezeichnet. Auf der vielbefahrenen Bundesstraße durchs Lenninger Tal stellt der Abzweig nach Beuren ein Nadelöhr dar, dass vor allem zu Stoßzeiten an der Ampel zu langen Staus und Schleichverkehr durch Wohngebiete führt – ein jahrelanges Ärgernis in Owen. Eine zusätzliche Linksabbiegespur für den Verkehr aus Lenningen kommend ist vom Regierungspräsidium in Stuttgart bereits seit 2017 abgesegnet und auch Bestandteil des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes für die Neugestaltung des gesamten Adler-Areals. Die dafür benötigten Randflächen hat sich die Stadt im Zuge der Verhandlungen mit dem Investor bereits gesichert. Doch bisher stand das ehemalige Wirtshaus, das im Kreuzungsbereich unmittelbar an die Straße grenzt, einem Beginn des Verkehrsprojekts im Weg.
Jetzt will man im Rathaus die Gespräche mit dem Regierungspräsidium als zuständige Straßenbaubehörde schnellstmöglich wieder aufnehmen. Ganz losgelöst von möglichen Bauarbeiten im Lauterquartier ist eine Umgestaltung des Kreuzungsbereichs allerdings doch nicht. „Das muss zeitlich sorgfältig abgestimmt werden,“ sagt Bürgermeisterin Verena Grötzinger.