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Tiny Houses in Ötlingen: Ein gallisches Feriendorf ist nicht geplant

Ortsbesichtigung   Der Kirchheimer Gestaltungsbeirat diskutierte gemeinsam mit der Tiny-House-Initiative und Anwohnern über eine mögliche Ansiedlung von 15 Parteien am Rand der Ötlinger Halde.  Von Andreas Volz

Tiny Houses haben es in sich, in jeder Hinsicht: Eine effiziente Nutzung des Raums lässt sich nur erreichen, wenn alles perfekt aufeinander abgestimmt ist. Das setzt eine gründliche Planung voraus. Die Bedürfnisse fürs Wohnen müssen klar sein, und daraus ergeben sich die Anforderungen für das Häuschen. Wenn aber jemand gleich eine ganze Siedlung mit Tiny-Häusern plant, gibt es noch sehr viel mehr Details, die zu bedenken sind. Das hat sich jetzt bei einem Vor-Ort-Termin in der Ötlinger Halde gezeigt.

In großer Runde haben sich die Initiatoren aus dem Umfeld des Vereins Tiny Houses Region Stuttgart mit den Mitgliedern des Kirchheimer Gestaltungsbeirats und mit Anwohnern getroffen. Der Plan, den sie ausgearbeitet hatten, wirkte zwar schon fast wie in Stein gemeißelt. Vom Stadium her aber handle es sich eigentlich nur um so etwas wie eine erste grobe Skizze, betonten sie.
 

Viel mehr als „ein paar Häuser“

Schließlich gehe es um sehr viel mehr als nur darum, „ein paar Häuser“ zu planen und sich zu überlegen, wie man die einzelnen Tiny Houses irgendwie gruppiert und zueinander in Beziehung setzt: „Der innere Prozess einer Gruppe, die sich finden muss, ist vielleicht genauso wichtig wie der äußere Prozess des Planens und Bauens“, sagte Niko König, der Erste Vorsitzende des Vereins.

Die Idee hinter der Verkleinerung sieht unter anderem vor, in der Siedlung gemeinsam zu leben und Werkzeug oder gar Autos zu teilen. Außer 15 einzelnen Wohnhäuschen soll noch ein Gemeinschaftshaus entstehen. Parzellen mit Zäunen oder Hecken sind nicht vorgesehen. Ein Großteil der Häuser soll sich um einen Anger in der Mitte gruppieren, also um einen gemeinsamen, länglichen Dorfplatz. Für den Sichtschutz sind bei Bedarf maximal einzelne Büsche vorgesehen.

Der Austausch mit dem Gestaltungsbeirat hat sich an dieser Stelle bereits als sehr fruchtbar erwiesen, denn die Planungsexperten aus dem Beirat empfahlen dringend, diese Dinge nicht dem Zufall zu überlassen. Sichtbeziehungen und Sichtachsen seien von Anfang an einzuplanen, dazu gehöre auch die Ausrichtung von Eingängen oder Fenstern.

Um Farben und Formen ging es noch gar nicht. Aber die 15 einzelnen Häuser sollen gemeinsam geplant werden – von allen 15 Parteien, die am Ende dort auch wohnen wollen, am Rand der Ötlinger Halde. Gewisse Rahmenbedingungen sind aber doch schon gegeben. So sollen die einzelnen Häuser – vom Gemeinschaftshaus abgesehen – eingeschossig sein und bei einer maximalen Höhe von 3,80 Meter vielleicht noch den Einzug von Zwischengeschossen ermöglichen. Gedacht ist an eine Holzständerbauweise, mit Holzfassaden. Die Boden-Versiegelung soll gegen null tendieren, denn für die Tiny Houses, die nicht unterkellert sind, sollen Schraubfundamente ausreichen.

Ob Satteldach, Pultdach oder Flachdach – auch da gibt es keine klaren Aussagen. Vorgesehen sind aber unter anderem PV-Anlagen auf den Dächern. Schließlich setzen die künftigen Bewohner der Tiny Houses auf Nachhaltigkeit.

Für die Erschließung ist die Initiative selbst zuständig – mit ein Grund, warum es kein billiges Unterfangen ist, eine solche Siedlung zu bauen, wie es von der Initiative hieß: „Die Hoffnung auf günstiges Wohnen, weil es ja nicht so viele Quadratmeter sind, wäre irreführend.“ Ein Problem könnte auch die Laufzeit sein, die zunächst auf 15 Jahre begrenzt ist. Danach besteht die Möglichkeit, das Projekt weiterlaufen zu lassen – bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Stadt Kirchheim vielleicht doch weitere Einfamilienhäuser in der Ötlinger Halde zulassen will.

Wichtig war es den Initiatoren zu betonen, dass an dieser Stelle weder ein Feriendorf noch ein „gallisches Dorf“ entstehen soll: „Alle werden hier ihren Hauptwohnsitz haben, und wir wollen uns auf jeden Fall in die Nachbarschaft integrieren.“