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Unterlenninger Pfarrhaus: Ehepaar Schubert wagt Neustart

Kirche Corinna und Christoph Schubert und ihre Kinder Carla und Paul werden das Unterlenninger Pfarrhaus verlassen. Auf sie warten neue Aufgaben – beziehungsweise auf die Kinder eine neue Schule. Von Peter Dietrich

Am meisten, da sind sich Corinna und Christoph Schubert sicher, werden sie nach ihrem Wegzug aus dem Lenninger Tal die liebgewonnenen Menschen vermissen. Kollegen, den Kirchengemeinderat und Ehrenamtliche, die beim Fundraising für den Jugendreferenten, Jürgen Braun, „so richtig heißgelaufen“ seien, auch Menschen aus den Vereinen, die zugleich in der Kirche aktiv waren. „Es gibt noch eine Dorfgemeinschaft“, bekräftigt das Ehepaar.

Warum gehen die beiden dann weg, wenn es ihnen so gut gefällt? Weil Corinna Schubert am 1. September eine Professur an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg übernehmen darf. Eine Professur für „Systematische Theologie“ und „Ästhetische Praxis“, die in ihrer seltenen Kombination für Corinna Schubert geradezu maßgeschneidert scheint. Das war ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnte.

Vom Lenninger Tal aus nach Ludwigsburg zu pendeln, damit ihr Ehemann seinen Pfarrdienst weiterhin übernehmen kann, erwies sich angesichts des Verkehrsmolochs Stuttgart als unkalkulierbar. Außerdem hätte dann ihr Mann die bisher geteilte Vollzeit-Pfarrstelle alleine übernehmen müssen – die Familie wäre überlastet gewesen. Nun übernimmt Christoph Schubert eine 50-Prozent-Pfarrstelle in Möglingen. Von dort aus zur Hochschule ist es nicht weit.

Corinna Schubert kam 2016 als Vikarin ins Lenninger Tal. Was damals noch fünf selbstständige Kirchengemeinden mit vier Pfarrstellen waren, ist nach mehreren Fusionen nun die Evangelische Julius-von-Jan-Gemeinde Lenningen mit zwei Pfarrstellen, die von Brucken bis Schopfloch reicht. Die Unterlenninger Stelle wird ausgeschrieben, bis zu ihrer Neubesetzung wird Pfarrer Dirk Schmidt in Oberlenningen durch Prädikanten und andere unterstützt. Anders ginge es nicht bei sechs Gottesdienststätten, das Unterlenninger Seniorenheim mitgerechnet.

Dass eine Vikarin hinterher als Pfarrerin in derselben Gemeinde bleibt, ist sehr unüblich, aber die Menschen im Lenninger Tal wollten Corinna Schubert sehr gerne behalten und bekamen ihren Mann, der zuvor in Neuffen tätig war, mit dazu. Doch blicken wir zurück – wie kam es zu dieser Kombination? Corinna Schubert, in Ostfriesland geboren, wuchs in einem Pfarrhaus auf und arbeitete in der kirchlichen Jugendarbeit mit. Zwar fehlte ihr ein weibliches Vorbild für den Pfarrdienst, doch immerhin hatte ihr Vater drei Vikare mit ausgebildet. Zum jährlichen Familienurlaub auf der Schwäbischen Alb gehörte immer ein Besuch in Tübingen, ihr Vater hatte dort und in Heidelberg studiert.

Wie der Vater, so die Tochter: Corinna Schubert begann in Tübingen ihr Theologiestudium. Dort lernte sie ihren Mann kennen, weshalb aus der geplanten Rückkehr in den Norden nichts wurde. Das Elternhaus von Christoph Schubert war ebenfalls christlich geprägt. Doch zum Pfarrberuf brachte ihn erst die Verlängerung seines Zivildienstes – als er sich nach dem Hausmeisterdienst im Krankenhaus in die Pflege wagte und auf der Schlaganfallstation stets mit Leben und Tod konfrontiert war. Auf dem damaligen Sprachenkolleg der Landeskirche in Stuttgart hatte er „tolle Lehrer“, die ihm neben Griechisch und Hebräisch auch die Theologie nahe brachten.

 

Fürs Bleiben gab es viele Gründe

Die schönen Landschaft hat Christoph Schubert zwar gut gefallen, besonders wichtig waren dem Pfarrer aber seine Zusatzämter: das Kirchheimer „Konficamp“ mit 400 jungen Leuten, der „Badkapp“ und der „Talk am Trauf“. Auch der Musikverein Unterlenningen hat es ihm angetan: Wenn er in der Kirche Choräle spielt, bekäme er heute noch Gänsehaut. Corinna Schubert hat hier viel erlebt: Gleich am Anfang ihres Vikariats hat sie eine Familienfreizeit gestartet und später gab es eine Radreisefreizeit mit Familien zum Hofgut Hopfenburg. Besonders spektakulär: Mit dem Lkw, der Fahrräder geladen hatte, gings auf die Albhochfläche, dann wurde gemeinsam losgeradelt – sogar im Kindergartenalter. Nun kommt wieder der Lastwagen, diesmal für den Umzug am 28. August. Nach der offiziellen Verabschiedung folgt noch die letzte große Amtshandlung: die „Goldene Konfirmation“ am 27. August.