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Warum die Betreiber der Skilifte Ochsenwang und Salzwinkel aufgeben

Wintersport Die Betreiber der beiden Traditionslifte auf der Schwäbischen Alb haben die Reißleine gezogen. An manchen Liften wie in Westerheim wurde am Sonntag dagegen die Saison eingeläutet. In Donnstetten und an der Pfulb steht man in den Startlöchern. Von Anke Kirsammer

„Kein Liftbetrieb!“, steht auf der Internetseite des Skilifts Ochsenwang. Die Nachricht vom 30. Januar wirkt wie eingefroren. Aktuell wird sie bleiben. Der Ochsenwanger Lift, den es seit 1967 gab, ist Geschichte – egal, wie viel Schnee in diesem Winter herunterkommt. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge haben wir ihn aufgegeben“, sagt der einstige Betreiber Michael Mall. Er habe das Für und Wider abgewogen. Angesichts immer milder werdender Winter senkte sich die Waagschale eindeutig Richtung Verkauf. Jetzt befördert der Lift andernorts Wintersportler auf den Berg. Damit sei er wenigstens nicht auf den Kosten sitzengeblieben, die die Reparatur des Motors vor ein paar Jahren verursacht hatte, so Michael Mall. Der Betrieb in der Nähe der Albkante sei kaum mehr wirtschaftlich möglich gewesen, erklärt er. In den vergangenen sechs Jahren kamen in Ochsenwang keine 30 Skitage zusammen. Der 52-Jährige ist überzeugt: „Die Winter werden nicht mehr das, was sie mal waren.“

Skifahren am Ochsenwanger Skilift gehört der Vergangenheit an. Der Lift wurde im Sommer abgebaut. Archivfoto

Die Hoffnung auf stabile Schneeverhältnisse wie in früheren Zeiten, als die Schwäbische Alb nicht selten wochenlang mit einer weißen Schicht überzogen war, hat auch Karin Hoffmann aufgegeben. Teils in dritter Generation betrieb ihre Familie den Skilift Salzwinkel bei Zainingen – eine der kältesten Ecken der Alb. „Jetzt wären wir im 60. Jahr“, sagt Karin Hoffmann bedauernd. Doch run­der Geburtstag hin oder her – die Familie hat keine Bügel mehr aufgehängt. Der Entschluss aufzuhören wurde wie bei Michael Mall bereits in der letzten Saison gefällt. Wohl auch symp­tomatisch: Die geplante große Abschiedsparty musste mangels Schnee abgeblasen werden. Schon seit fünf Jahren habe die Familie überlegt, ob sie weitermacht, so Karin Hoffmann. Dabei hätte es die 55-Jährige nie für möglich gehalten, dass es einmal soweit kommt. Viele schöne (Kindheits-)Erinnerungen verbindet sie mit dem Lift, den ihr Vater und ein Onkel im Winter 1963/64 erstmals angeworfen hatten. „Es hat immer viel Spaß gemacht“, betont sie. Zum Highlight am Salzwinkel gehörten die Wettbewerbe im „Funpark“. Mehr und mehr habe sich das Hobby Lift aber zum Draufzahlgeschäft entwickelt. „Deshalb haben wir die Reißleine gezogen“, sagt sie.

 

Ich musste das ganze Jahr in den Himmel gucken.
Michael Mall
Das Wetter bestimmte bisher das Leben des Krebssteiners – wegen des Lifts und seiner Landwirtschaft.
 

 

Im Winter die 400 Meter lange Piste zu präparieren, ist längst nicht die einzige Arbeit, die an dem Skilift hängt. Absperrungen anbringen, Schneefangzäune aufstellen, dazu das Gebäude in Schuss halten, nach der Technik gucken. Ende Sommer, Anfang Herbst begannen die samstäglichen Arbeitseinsätze. Mitunter mussten auch Urlaubstage dran glauben. „Letztes Jahr hatten wir nur einen einzigen Skitag. Da hätten wir die ganzen Vorbereitungen auch lassen können“, meint Karin Hoffmann. Und was, wenn der Winter doch wieder mit Macht daherkommt? „Dann fahren wir selber mal Ski und freuen uns für die anderen Liftbetreiber“, sagt Karin Hoffmann.

Für Michael Mall war der Betrieb des Ochsenwanger Lifts nicht mehr rentabel. Archivfoto: Thomas Krytzner

In den Startlöchern steht beispielsweise Angela Gödrich, Betreiberin des Skilifts in Donnstetten. „Sobald genug Schnee liegt, müssen wir nur den Knopf drücken, und dann geht es los“, sagt sie. Am Wochenende reichte die Auflage dafür noch nicht ganz, doch hofft sie auf die kommenden Tage. Die Bügel hängen, alles sei vorbereitet. Auch wenn auf der Alb immer seltener Schnee liege – am Liftbetrieb möchte Angela Gödrich festhalten. In der vergangenen Saison gab es gerade mal sechs Skitage. Doch auch damit war sie nicht unzufrieden. „Sie sind immer auf Wochenenden gefallen“, sagt sie. Deshalb sei an den Tagen ordentlich Betrieb gewesen. „Der Skilift steht, es wird immer alles gepflegt“, betont sie. Dass sie keine Neuinvestitionen tätigen müsse, mache ihr die Entscheidung leicht, weiterzumachen. Auf den Einsatz der Schneekanonen möchte Angela Gödrich weitestgehend verzichten. „Das machen wir höchstens, wenn es an einzelnen Stellen fehlt und es kalt genug ist.“

„Ski und Rodel gut“ könnte es auch an der Schopflocher Pfulb heißen, sofern genügend Schnee liegt und ausreichend Personal für den Liftbetrieb gefunden wird. Seit mehreren Jahren ist die „Arbeg Inklusion“ Pächter beziehungsweise Betreiber der Pfulb. Dort gibt es inzwischen auch unter dem Jahr ein Programm mit Veranstaltungen wie dem Oldtimertreffen oder dem Adventsmarkt am 9. und 10. Dezember. „Wir möchten auch noch mehr Angebote für Menschen mit Behinderung machen“, sagt Alexander Riefler, der eigens für die Organisation eingestellt wurde. Für den Liftbetrieb habe am Wochenende der Schnee leider noch nicht ganz gereicht, bedauert er. „Fünf Zentimeter sind definitiv zu wenig.“

Der Haldenlift lief am Sonntag

Mehr Glück hatte dagegen das Ehepaar Bek, das seit 1968 den Skilift Halde in Westerheim betreibt. Bei 15 Zentimeter Schnee wurde am gestrigen Sonntag um 9.30 Uhr die Wintersaison eingeläutet. „Frau Holle hat die Betten kräftig geschüttelt“, hieß es auf dem Anrufbeantworter. „Solange wir es noch machen können mit unserem Personal, solange machen wir es“, sagt Margret Bek gegenüber dem Teckboten. Sie ist 78 Jahre alt, ihr Mann 85. Den Betrieb haben die Beks allerdings etwas eingeschränkt: Außerhalb der Ferien läuft der Lift nur noch am Wochenende und freitagnachmittags. Auch früher habe es schon Winter ohne ausreichend Schnee gegeben, betont Margret Bek. 1988/89 sei so eine Saison gewesen. Doch dass die Temperaturen milder werden, ist für sie Fakt. „Der Klimawandel ist da, da beißt die Maus keinen Faden ab.“

Blick ins Internet

Läuft der Lift oder nicht? Alle Liftbetreiber melden auf ihren Internetseiten, ob Wintersport möglich ist. Auf www.skilift-donnstetten.de findet man aktuelle Infos, genauso auf www.skilift-halde.de und auf www.pfulb.com.


Für den Betrieb der Pfulb werden Helfer gesucht. Wer Interesse hat, kann sich bei Alexander Riefler melden unter der Telefonnummer 0 71 53/9 62 30 beziehungsweise per Mail an info@arbeg.de. ank