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Whisky aus Unterlenningen ist Spirituose des Jahres

Auszeichnung Schwäbische Whiskys sind auf dem Vormarsch: Der Cask 57 Single Cask von Andreas Bosch aus Unterlenningen wurde kürzlich von Gault & Millau zum „Spirit of the Year“ gekürt. Von Andreas Kaier

Noch immer sind nicht wenige Liebhaber von Whiskys aus Schottland oder Irland skeptisch, wenn es um entsprechende Destillate aus Deutschland geht. Sehr zu Unrecht, wie der jüngste Erfolg von Andreas Bosch von Bosch Edelbrände in Unterlenningen zeigt. Seine Sonderabfüllung namens Cask 57 Single Cask ist im neuen Weinguide von Gault & Millau als „Spirit of the Year 2024“ aufgeführt.

 

Wir brauchen uns inzwischen mit unseren Whiskys nicht mehr zu verstecken.
Andreas Bosch

 

Diese besondere Auszeichnung ist dem zehn Jahre alten schwäbischen Whisky, gebrannt aus Gerste und Weizen, am 20. November in München zuteil geworden. „Wir brauchen uns inzwischen mit unseren Whiskys nicht mehr zu verstecken“, sagt der gelernte Brennmeister selbstbewusst.

Das Getreide für seine Whiskys baut Bosch ebenso wie das Obst für seine Edelbrände fast ausnahmslos im Lenninger Tal selbst an. Neben dem jetzt ausgezeichneten produziert Bosch noch drei weitere Whiskys.

Der acht Jahre alte 48 Limited Single Malt – ein Destillat aus reinem Gerstenmalz – war im Jahr 2021 vom „Whisky-Botschafter“ zum zweitbesten deutschen Whisky gekürt worden. Der „JR Schwäbische Whisky“ wird aus Dinkel hergestellt und der „Gelber Fels Single Grain Whisky“ aus Weizen. Den Cask 57 – der Name bedeutet lediglich, dass das Fass, in dem der Whisky reifte, die Nummer 57 hatte – hat er im Jahr 2007 destilliert und zehn Jahre später abgefüllt.

Vielschichtige Aromen

Zwischenzeitlich lagerte der bernsteinfarbene Whisky acht Jahre lang in einem alten Eichenfass und danach zwei weitere Jahre in einem anderen Holzfass, in dem einst Madeira-Süßwein hergestellt worden war. „Als ich ihn aus dem Fass geholt habe, war ich von seiner Qualität selbst überrascht“, sagt Bosch und lobt vor allem den „tollen Duft“, den „lang anhaltenden Geschmack“ und die „vielschichtigen Aromen“.

Der Whisky Cask 57 von Andreas Bosch von der Edelbrennerei Bosch in Unterlenningen ist Spirituose des Jahres 2024. In seinem Keller lagen edle Whiskys. Fotos: Andreas Kaier

Der Cask 57 ist nicht gefärbt, wurde zweimal destilliert und dann in Fassstärke mit 47 Volumenprozent abgefüllt. Insgesamt gab es von dem jetzt ausgezeichneten „Spirit of the Year 2024“ 600 Flaschen, wobei nicht mehr viele davon übrig sind. Sind dann auch noch die restlichen Halbliterflaschen verkauft, ist der Cask 57 endgültig weg und kann als Naturprodukt auch nicht mehr reproduziert werden. „Der Whisky ist limitiert, und die Flaschen sind rar“, sagt Bosch.

Im Keller reift derzeit aber schon die nächste Whisky-Generation, die im nächsten Jahr abgefüllt werden soll. Erstmals will Andreas Bosch einen zwölf Jahre alten Tropfen anbieten.

Als er die von seinem Großvater im Jahr 1948 gegründete Brennerei 1997 von seinen Eltern übernommen hat, spielte das Thema Whisky noch eine untergeordnete Rolle. „Wir kommen vom Obstbrand her“, erzählt Bosch. Heute haben seine Whiskys einen Anteil von rund 50 Prozent am Gesamtgeschäft. Die anderen 50 Prozent entfallen nach wie vor auf die Obstbrände. Von denen hat Andreas Bosch ebenfalls einige zum Wettbewerb von Gault & Millau eingereicht. Sein Quittenbrand Exquisit wurde ebenso ausgezeichnet wie sein Lenninger Kirschwasser oder seine Palmischbirne. Doch keine der edlen Destillate hat so gut abgeschnitten, wie der Cask 57, der als „Spirit of the Year 2024“ zum Gesamtsieger unter allen eingereichten Spirituosen gekürt wurde.