Kirchheim/Dresden. Die Nachricht von Samuel Kummers plötzlichem Tod bewegt die Musikwelt. Auch Kirchheim trauert um den Organisten, der von 1998 bis 2005 als evangelischer Bezirkskantor am Fuß der Teck gewirkt hat. Am 1. Januar war es für viele Kirchheimer eine Tradition, vor dem Neujahrskonzert einen „alten Bekannten“ im Fernsehen zu sehen: Samuel Kummer an der Orgel, bei der Übertragung des Neujahrsgottesdiensts aus Dresden.
Diese Tradition endete bereits 2022, als Samuel Kummer seine Entlassung erhielt, gegen die er sich arbeitsrechtlich zur Wehr setzte. Vor drei Monaten hatte er dem Teckboten gegenüber gesagt, es sei sein sehnlichster Wunsch, wieder regelmäßig an der Orgel der Dresdner Frauenkirche spielen zu können. Dazu wird es jetzt nicht mehr kommen: Auf dem Weg nach Würzburg, wo er Orgelunterricht hätte geben sollen, ist er auf dem Dresdner Hauptbahnhof zusammengebrochen. Ende Februar war er 56 Jahre alt geworden.
Im Teckboten-Artikel vom Januar wurde Samuel Kummer mit Worten zitiert, die man aus heutiger Sicht als endgültiges Fazit seiner Tätigkeit in Kirchheim verstehen kann: „Ich habe mich in Kirchheim sehr wohlgefühlt und tolle kirchenmusikalische Projekte mit einem sehr aufgeschlossenen Chor verwirklichen können.“
Von allen Seiten wurde sein Orgelspiel zeitlebens in den höchsten Tönen gelobt, nicht zuletzt auch seine herausragende Improvisationskunst. Auch jetzt in den zahlreichen Nachrufen zieht niemand seine künstlerischen Qualitäten in Zweifel. Auf der Homepage der Frauenkirche sagt der sächsische Landesbischof Tobias Bilz: „Seine musikalischen Gaben und seine im festen Glauben verankerte Interpretationsfreude berührten mich jedes Mal.“
Sein Kirchheimer Vorgänger Ernst Leuze schrieb 2007 im Teckboten von Samuel Kummers „außergewöhnlichem Rang“ und vom „unvergessenen Abschiedskonzert mit dem gewaltigen Oratorium ,In terra pax’ von Frank Martin“. Auch das lässt sich seit Dienstag anders verstehen: Der „Friede auf Erden“ ist Samuel Kummer nunmehr dauerhaft beschieden.
Andreas Volz