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Alte Medikamente: Ab in die Tonne

Arzneimittelentsorgung Sie sind bunt, rund, oval, länglich oder flüssig: Medikamente. Fast jeder hat sie zu Hause im Medizinschrank. Doch wohin damit, wenn sie nicht mehr verwendbar sind? Von Cornelia Wahl

Gerade jetzt in den Wintermonaten, in denen öfter mal der Hals kratzt, die Nase läuft, Kopf und Glieder schmerzen, Fieber auftritt, richtet sich der Blick in die Hausapotheke. Manche der Arzneimittel, die sich darin befinden, haben das Verfallsdatum überschritten und müssen entsorgt werden.

Dann stellt sich allerdings die Frage über das Wo und Wie. Eines steht auf jeden Fall fest: Altmedikamente haben nichts in der Toilette oder im Ausguss zu suchen. Warum? Weil die Filtersysteme in den Kläranlagen nicht alle Stoffe filtern können. Gelangen minimale Mengen bestimmter Wirkstoffe in den Wasserkreislauf, stellt dies bereits eine Gefahr für Natur, Mensch und Tier dar. Übrigens: Aus dem gleichen Grund sollte man es auch unterlassen, Glasbehälter mit Arzneimittelresten auszuspülen.

 

Alt-Arzneien dürfen im Landkreis in den Restmüll, da er verbrannt wird.
Birgit Lehmler
Inhaberin der Hirsch-Apotheke
Dettingen

 

So hat das Umweltbundesamt nachgewiesen, dass zum Beispiel Rückstände des Schmerzmittels Diclofenac die Nieren von Vögeln schädigen können. Allein im Jahr 2020 wurden in Deutschland nach Angaben der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände 712 Millionen Arzneimittelpackungen ärztlich verordnet. Da kann man sich vorstellen, dass einiges an Pillen, Tabletten, Tropfen, Säfte, Salben, Cremes zum Wegwerfen ist.

Wird im Entsorgungsgebiet der Müll verbrannt, können Alt-Arzneien einfach und bequem in den Rest- oder Hausmüll gegeben werden. So wie im Landkreis Esslingen. Birgit Lehmler, Inhaberin der Hirsch-Apotheke in Dettingen: „Hier im Landkreis Esslingen dürfen alle Alt-Arzneien im Restmüll entsorgt werden, da er verbrannt wird. So können keine Schadstoffe ins Wasser gelangen“, sagt sie. Und sie ergänzt: „Damit man nicht mehr sieht, welche Medikamente es waren, ist es wichtig, die Tabletten oder Pillen aus dem Blister zu nehmen.“

Um einer missbräuchlichen Verwendung zu entgegnen, sollte man die alten Arzneimittel zuvor in Zeitungspapier einwickeln. Was dann noch übrig bleibt, wird ebenfalls entsprechend entsorgt. „Die leeren Blister gehören in den Gel­ben Sack oder die Gelbe Tonne, Beipackzettel und Umverpackungen aus Pappe oder Kartons ins Altpapier“, erklärt die Apothekerin. Ebenso verhält es sich mit Verpackungen aus Kunststoff oder Metall. Sie kommen in den Gel­ben Sack oder in die Wertstofftonne. Auch für flüssige Medikamente hat Birgit Lehmler einen Rat parat: „Diese kann man ins Katzenstreu geben. Das zieht die Flüssigkeit auf.“ Wer kein Katzenstreu zu Hause hat, kann flüssige Arzneimittelreste den Angaben des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Würt­temberg auch mit der Flasche oder der Ampulle in den Hausmüll geben.

Cremes können ebenfalls in ihrem Behältnis in den Hausmüll wandern. Wer Spritzen und Kanülen zu entsorgen hat, sollte diese in einen stichfesten Behälter geben. Dazu eignen sich beispielsweise verschließbare Gefäße wie Marmeladengläser oder auch verschließbare Joghurt-Becher.

Auf spezielle Hinweise achten

Manchmal findet sich im Beipackzettel jedoch ein spezieller Hinweis für die Entsorgung. So dürfen die etwa zur Krebsbehandlung verabreichten sogenannten zytostatischen oder zytotoxischen Medikamente nicht im Hausmüll entsorgt werden. Hier können der verschreibende Arzt, die Apotheken oder auch der örtliche Abfall­entsorger weitere Auskünfte erteilen.

Damit erst gar nicht so viel Arzneimittelmüll anfällt, sollte vor dem Kauf von neuen Medikamenten ein Blick in die Hausapotheke geworfen werden, ob sich das Präparat bereits darin befindet. Beim Kauf kann man sich zudem über die richtige Packungsgröße in der Apotheke beraten lassen.

 

Weitere nützliche Tipps zur richtigen und umweltgerechten Entsorgung von Altmedikamenten gibt es landkreisgenau auf der Internetseite www.arzneimittelentsorgung.de.