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Brennstoffzellenfabrik in Weilheim: Der Druck auf die Stadt wächst

Zukunftstechnologie Bis spätestens Ende des Jahres muss der Weg für den Bau des „Klimawerks“ im geplanten Weilheimer Gewerbegebiet Rosenloh frei sein. Das hat Daimler Truck, einer der beiden Shareholder von Cellcentric, jetzt klargestellt. Von Bianca Lütz-Holoch

Für die Ansiedlung des Brennstoffzellenherstellers Cellcentric in Weilheim tickt die Uhr. Das hat Daimler Truck – Shareholder und Kunde von Cellcentric – nun öffentlich klargestellt. Damit wächst auch der Druck auf die Stadt Weilheim, die schwierigen Grundstücksverhandlungen für das geplante Gewerbegebiet Rosenloh abzuschließen.

 

Wir wissen, dass die Situation ernst ist.
Johannes Züfle
Bürgermeister der Stadt Weilheim
 

„Wir brauchen bis Ende des Jahres Klarheit, damit wir Anfang 2023 den Spatenstich vornehmen können“, betont Paul Mandaiker, Sprecher von Daimler Truck. Einen exakten Zeitpunkt, wann die Frist abläuft, nennt er nicht. „Fest steht aber: Es muss jetzt etwas geschehen“, so Mandaiker. Bereits 2025 sollen im geplanten „Klimawerk“ in Weilheim die ersten Brennstoffzellen produziert werden. Die Serienproduktion ist für 2026 vorgesehen, damit Daimler Truck und die Volvo Group – als zweite Shareholderin – ihre Brennstoffzellen-Schwerlaster auf den Markt bringen können. „Die Weilheimer haben in einem Bürgerentscheid mit über 70 Prozent für das Gewerbegebiet und für den Bau der Brennstoffzellenfabrik gestimmt“, gibt Paul Mandaiker zu bedenken. „Jetzt ist es wichtig, das umzusetzen.“

Verhandlungen laufen seit über zwei Jahren

Das Problem: Auch nach über zwei Jahren Verhandlungen haben noch nicht alle der 300 Eigentümer, deren Grundstücke auf der rund 30 Hektar großen Fläche im geplanten Gewerbegebiet Rosenloh liegen, die erforderlichen Verträge mit der Stadt Weilheim unterschrieben. Zwar ist schon ein Großteil der Verkäufe unter Dach und Fach – einige Grundstücksbesitzer verweigern ihre Unterschrift aber nach wie vor. „Wir sind weiterhin im intensiven Dialog mit den Eigentümern der Grundstücke, die für den Flächenerwerb zur Realisierung einer Ansiedlung von Cellcentric noch nötig sind“, sagt Johannes Züfle, Bürgermeister der Stadt Weilheim. Schon seit Monaten tue die Stadt alles dafür, um die Gespräche zu positiven Abschlüssen zu bringen und setze weiterhin alles daran, dass dies gelingt. „Wir wissen, dass die Situation ernst ist und werden am kommenden Dienstag mit dem Gemeinderat über das weitere strategische Vorgehen beraten“, so der Bürgermeister.

 

Das wäre verheerend.
Andreas Schwarz
Der Grünen-Fraktionschef über ein mögliches Scheitern des "Klimawerks“ in Weilheim
 

Sollten nicht alle Grundstückseigentümer rechtzeitig unterschreiben, kommt das dem Aus für Cellcentic in Weilheim gleich. „Das wäre verheerend, da die Arbeitsplätze von morgen in diesem Fall woanders entstünden“, sagt der Kirchheimer Landtagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Andreas Schwarz. „Dieses Vorhaben darf nicht blockiert werden“, sagt er. Die Ansiedlung einer Fabrik für Brennstoffzellentechnik würde der Region nicht nur viele neue Jobs verschaffen, sondern den Standort Weilheim auch in ganz Süddeutschland zu einer wichtigen Adresse für umweltfreundliche Mobilität machen.

„Ich hoffe sehr, dass die noch wenigen Grundstückseigentümer, die noch nicht verkauft haben, in den nächsten Wochen überzeugt werden können“, sagt der Grünen-Fraktionsvorsitzende und verspricht, sich persönlich einzusetzen, damit das Projekt realisiert werden kann. Schließlich gelte es, ein großes, übergeordnetes Ziel zu erreichen: „Die Klimaneutralität Baden-Württembergs bis 2040.“

Immer noch klares Bekenntnis zum Standort Weilheim 

Zu einem potenziellen „Plan B“, also einem Alternativstandort für das „Klimawerk“, möchten weder Daimler Truck noch Cellcentric Auskunft geben. „Natürlich denkt man über Optionen nach“, räumt Paul Mandaiker ein. Nach wie vor gibt es aber ein klares Bekenntnis zur Stadt unter der Limburg: „Weilheim bleibt die Option, die wir realisieren möchten“, betont der Daimler-Truck-Sprecher. Jetzt sei die Stadt Weilheim gefordert, die Grundstücksverhandlungen zum Abschluss zu bringen.

Das bekräftigt Cellcentrics Unternehmenssprecherin Kim Eisfeld: „Weilheim ist weiterhin der bevorzugte Standort für die neue Produktionsstätte“, betont sie. „Die Stadt Weilheim macht einen guten Job und wir haben größtes Vertrauen in Bürgermeister Züfle und die Stadt, die aktuell die Zügel für die nächsten Schritte in der Hand hält.“ Allerdings räumt auch Kim Eisfeld ein, dass sich Cellcentric verstärkt nach Alternativen umschauen müsse, „wenn jenseits eines bestimmten Zeitpunkts nicht alle Grundstücke erworben sind“.

Keine aktuellen Gespräche mit der Stadt Kirchheim zur Bohnau-Süd

In Kirchheim beobachtet man die Entwicklungen rund um die geplante Ansiedlung von Cellcentric in Weilheim mit großem Interesse. „Die Bohnau-Süd wurde – bevor die Entscheidung für Weilheim und Rosenloh als Standort gefallen ist – von Cellcentric anfangs auch als Möglichkeit in Erwägung gezogen“, sagt Robert Berndt, Pressesprecher der Stadt Kirchheim. „Eine Ansiedlung wurde damals aber aufgrund von Faktoren wie Flächengröße und Topographie nach ersten Gesprächen nicht weiterverfolgt und stattdessen Weilheim ins Auge gefasst.“ Ob das Gewerbegebiet Bohnau-Süd bei einem Scheitern der Pläne in Weilheim ein möglicher „Plan B“ für das Unternehmen ist, kann er nicht sagen. „Seit der Entscheidung für Rosenloh und Weilheim hat es diesbezüglich keine Planungsgespräche mehr gegeben.“