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Die Zähringer-Stuben in Weilheim schließen

Gastronomie Nach 24 Jahren machen Harald und Bettina Hartmann ihr beliebtes Restaurant an der Limburghalle zu. Warum sie diese Entscheidung gefällt haben und wie es mit dem Restaurant weitergeht. Von Bianca Lütz-Holoch

Die Zähringer-Stuben gelten weit über Weilheim hinaus als Top-Adresse für gehobene schwäbisch-bürgerliche Küche. Ende September aber ist Schluss mit Rostbraten, Spätzle und der selbst gemachten Salatsoße: Harald und Bettina Hartmann schließen ihr beliebtes Res­taurant an der Weilheimer Limburghalle. Schweren Herzens, wie sie betonen. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagt Harald Hartmann. „Aber es ist uns nichts anderes übriggeblieben.“

 

Wir finden kein Personal mehr.
Harald Hartmann
Chef der „Zähringer-Stuben“ 
 

„Der Hauptgrund ist, dass wir ein Personalproblem haben“, sagt Harald Hartmann. Gleich zwei langjährige, zuverlässige Mitarbeiter gehen. Ersatz für sie haben die Hartmanns nicht auftreiben können. „Wir finden niemanden mehr." Schon seit Längerem beschäftigt der Personalmangel das Pächter-Ehepaar – umso mehr, weil die Zähringer-Stuben nicht einfach nur ein Restaurant sind. „Wir bewirtschaften ja auch die Limburghalle. Aber für Großveranstaltungen haben wir keinen Personalpool mehr.“

Schon allein das große Res­taurant mit rund 100 Plätzen zu stemmen, ist über die Zeit immer schwieriger geworden. „Wir haben einen hohen Anspruch an uns selbst – und sind dem auch über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg gerecht geworden“, betont Harald Hartmann. Ihn auf Dauer zu halten, scheint angesichts der Personalsituation aber kaum möglich. „Und bei der Qualität wollen wir auf keinen Fall Abstriche machen“, sind sich die Hartmanns einig.

Energiekosten haben sich verdoppelt

Ein weiteres Problem: die massiven Ausgabensteigerungen. „Die Energiekrise hat uns schwer geschüttelt“, sagt Harald Hartmann. „Unsere Energiekosten haben sich verdoppelt.“ Eigentlich wäre der Vertrag mit der Stadt noch ein Jahr länger gelaufen. Die aktuelle Lage hat sie aber dazu bewogen, um eine vorzeitige Beendigung zu bitten. „Die Stadt ist uns sehr entgegengekommen und hat uns vorher rausgelassen“, zeigt sich der Gastronom dankbar. 

Die Weilheimer und andere Stammgäste beschäftigt nun vor allem eine Frage: Wie geht es weiter? Darauf hat Harald Hartmann noch keine Antwort. „Es gibt noch keinen Plan“, so der 55-Jährige. „Wenn sich etwas ergibt und wir irgendwo ein Angebot bekommen, machen wir vielleicht noch mal etwas Neues.“ Offen ist er für vieles, festlegen will er sich aber aktuell noch nicht. An ersten Gerüchten, die kursieren, ist den Hartmanns zufolge nichts dran: „Wir gehen nicht auf Weltreise“, sagt Bettina Hartmann. Allerdings – mal auf einem Schiff oder in einem Skigebiet zu kochen, könnte sich Harald Hartmann schon vorstellen. „Warum nicht mal was ganz anderes ausprobieren?“, fragt er und lacht.

Die Räume sollen wieder verpachtet werden

Wer künftig die Gastronomie an der Limburghalle übernimmt, wird sich zeigen. Nach Auskunft der Stadtverwaltung sollen die Gaststättenräume jedenfalls zu den seitherigen Konditionen zur Neuverpachtung ausgeschrieben werden.

Eine Lücke reißt die Schließung der „Zähringer-Stuben“ auf jeden Fall – und zwar nicht nur aus Sicht der Gäste. „Ich habe ja selbst mehr als mein halbes Leben hier gearbeitet“, gibt Harald Hartmann zu bedenken. „Es ist schon ein ganz komisches Gefühl, nach so langer Zeit aufzuhören.“ Zumal das Res­taurant sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. „Wir haben mehr Geschäft denn je“, betont er. „Wir hören sozusagen auf unserem Zenit auf.“

1994 begann Harald Hartmann in den Zähringer-Stuben als Küchenchef bei der damaligen Inhaberin Christel Heilemann. 1999 übernahm er das Restaurant von ihr. Auch seine Frau war von Anfang an mit von der Partie. Von 2000 bis 2016 gehörte den Hartmanns außerdem noch das Restaurant Schäferhof in Zell unter Aichelberg.

In den vergangenen 24 Jahren haben die Hartmanns über 20 Lehrlinge ausgebildet. Ein Teil davon führt mittlerweile selbst erfolgreich Restaurants. „Da bin ich schon stolz drauf“, sagt Harald Hartmann.