Lesetipps
Eine Initiative plant Tiny Houses in Ötlingen

Städtebau In der Halde will die Stadt Kirchheim ein 3500 Quadratmeter großes Areal an Anhänger minimalistischer Wohnformen verpachten – zunächst einmal versuchsweise und befristet auf 15 Jahre. Von Andreas Volz

In der Ötlinger Halde könnte in absehbarer Zeit eine Tiny-House-Siedlung entstehen. Die Initiative „Tiny unter Teck“, die das Projekt umsetzen will, ist bei der Stadtverwaltung auf offene Ohren gestoßen. Diese Woche hat sich der Ötlinger Ortschaftsrat mit dieser minimalistischen Wohnform auseinandergesetzt. Nächste Woche soll der Kirchheimer Gemeinderat eine Grundsatzentscheidung treffen, ob ein solches Projekt mit zeitlich klarer Befristung ausprobiert werden soll oder nicht.

Warum braucht es eine Befristung? Gernot Pohl, Leiter der städtischen Abteilung für Städtebau und Baurecht, erklärte im Ortschaftsrat, dass die Fläche im Anschluss an den Narzissenweg eigentlich für eine Einzelhaussiedlung vorgesehen ist. Deswegen ist zunächst daran gedacht, die Tiny Houses dort übergangsweise für 15 Jahre anzusiedeln. Der Vorteil der kleinen Wohnhäuser besteht ja gerade darin, dass sich gegebenenfalls auch versetzen lassen.

Gernot Pohl erwähnte auch, warum die Stadtverwaltung das Areal in der Halde einer Fläche im Ötlinger Gebiet Berg-Ost vorgezogen hat: „Wir brauchten eine passende Fläche, die sich bereits in städtischer Hand befindet. Das ist in der Halde der Fall, im Berg-Ost nicht.“ Außerdem ist für die Tiny Houses ein ebenes Gelände von Vorteil, das zudem bereits grob erschlossen ist. In diesem Fall würde der Zugang zum Gelände über die Wendefläche im Narzissenweg erfolgen. Ab dort könnte die Initiative „Tiny unter Teck“ ihren Hausanschluss bekommen, sodass auf die Stadt keine weiteren Erschließungskosten zukommen würden.

Die Anwohner müssen aber nicht befürchten, dass der Narzissenweg durch die Ansiedlung der Tiny Houses zur Durchgangsstraße wird: Niko König vom Verein Tiny Houses Region Stuttgart stellte die Grundprinzipien dieser Lebensform in Kürze vor. Es geht darum einerseits um generationenübergreifendes Zusammenleben und andererseits um Nachhaltigkeit: „Wir wollen den Pro-Kopf-Wohnraum, der aktuell im Bundesdurchschnitt bei 47 Quadratmetern liegt, signifikant verringern.“ Ähnliches gilt auch für Vorrats- oder Garagenräume. Zum Konzept gehört auf jeden Fall das Teilen von Geräten, also auch von Autos. Wenn demnach 15 Parteien in 15 Tiny-House-Einheiten einziehen, stehen deswegen nicht unbedingt 15 Autos vor den Türen.

Derzeit hat die Initiative zehn konkrete Interessenten an der Hand. Bei Platz für 15 Häuschen besteht also die Möglichkeit, dass noch fünf weitere Parteien dazustoßen: „Wir wollen da nicht mit einer Gruppe ankommen, die von vornherein geschlossen ist.“ Ziel der Initiative ist es vielmehr, innerhalb der 15-Jahres-Frist „zu beweisen, dass unser Modell funktioniert und dass wir auch gut zum Quartier passen“. Sollte das den zuständigen Ratsgremien erfolgreich bewiesen werden, wäre auch eine Verlängerung oder gar Aufhebung der Frist möglich.

Monatliche Kosten: 1200 Euro 

Je länger die Tiny Houses stehen bleiben würden, desto attraktiver wird es auch finanziell: Zusammen mit der Erschließung durch Schotter-, Rindenmulch- oder Holzwege und mit gemeinsamen Räumen zum Aufenthalt oder für die Technikzentrale rechnet die Initiative derzeit mit knapp 1200 Euro an monatlichen Kosten pro Partei während des vorgesehenen Zeitraums von 15 Jahren.

Wenn der Gemeinderat nächste Woche im Grundsatz zustimmt, beginnt für die 3500-Quadratmeter-Fläche ein ganz normales Bebauungsplanverfahren – wobei sich aus der Initiative heraus noch ein Verein oder eine Genossenschaft gründen muss, weil die Stadt ihre diesbezüglichen Verträge nur mit einer einzigen Organisation abschließen will und nicht mit 15 einzelnen Partnern.