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Schwimmbäder: Kälter wird’s nicht überall

Freizeit Viele Hallenbäder im Kirchheimer Umland senken aufgrund der Energiekrise die Wassertemperaturen in ihren Schwimmbecken. Zwei Kommunen verzichten hingegen darauf. Von Antje Dörr

Eltern, die mit ihren Kindern schwimmen gehen wollen, werden es auch in diesem Herbst und Winter nicht leicht haben. Nach Corona-Einschränkungen folgt die nächste Hürde: kaltes Wasser. Denn viele Kommunen senken angesichts steigender Energiepreise die Wassertemperaturen in ihren Hallenbädern. Schon in der Freibadsaison war vielerorts die Temperatur gedrosselt worden. 

Während sich Badende in Nürtingen, Göppingen und Wernau wärmer anziehen müssen, kann eine Kommune es sich leisten, seine Wassertemperatur konstant zu halten: Dettingen. Wie bisher beträgt die Temperatur im 25-Meter-Mehrzweckbecken 28 Grad. In der Schwimmhalle bleibt die Luft 30 Grad warm.

Holz statt Gas

Dettingen hat beim Hallenbad ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal: Anders als in vielen anderen Kommunen wird dort nicht mit Gas geheizt, sondern mit Schnittholz aus Streuobstwiesen und mit Holzhackschnitzeln. „Eine Temperaturabsenkung spart hier also kein Gas ein“, sagt Michael Christ, der in Dettingen Klimaschutz-Manager ist. Durch den Einbau von Wärmetauscher und Wärmepumpen habe man den Energiebedarf des Hallenbads in der Vergangenheit bereits deutlich senken können. „Dadurch können wir den Hallenbadbetrieb mit dem üblichen Komfort aufrechterhalten“, sagt Christ. Wie die Holzpreise sich weiterentwickeln, müsse man sehen.

In Weilheim sieht die Lage ein wenig anders aus. Das Lehrschwimmbecken, das im Keller der Limburghalle untergebracht ist und hauptsächlich von Schulen und Vereinen genutzt wird, wird mit Gas beheizt. Dennoch hat sich die Stadt „nach einem intensiven Abwägungsprozess“ dazu entschlossen, die bisherige Wassertemperatur von 27 Grad und die Lufttemperatur von 30 Grad beizubehalten.

„Es war schon immer ein Balance-Akt, einerseits Energie zu sparen und andererseits den Nutzerbedürfnissen gerecht zu werden“, sagt Bürgermeister Johannes Züfle. Es gebe wegen Corona wahnsinnige Rückstände beim Schulschwimmen und bei den Schwimmkursen abzuarbeiten. Für den Schwimmunterricht und für Schwimmkurse könne die Temperatur nicht beliebig abgesenkt werden. Dazu gebe es klare Rückmeldungen von Schule, Schwimmmeistern und Kursleitern. „Vor allem Kinder haben ein anderes Wärme- und Kälteempfinden als Erwachsene“, weiß Züfle. Schon heute würden die Temperaturen als Untergrenze für einen sinnvoll durchführbaren Schwimm- und Kursbetrieb angesehen. „Es wurde schon vorher immer wieder an uns herangetragen, dass es im Lehrschwimmbecken kalt ist“, sagt er. Allerdings sei das Lehrschwimmbecken kein Vergnügungsbad, sondern diene dem Hauptzweck, den Schwimmunterricht der Schulen, Vereine und des DLRG möglich zu machen.

Wernau senkt Temperatur

Im mit Erdgas beheizten Wer­nauer Hallenbad müssen sich die Besucher auf kühleres Wasser einstellen. Die Wassertemperatur im Schwimmerbecken sei zum Saisonstart um zwei Grad auf 26 Grad Celsius reduziert worden, teilt die Stadt Wernau auf Anfrage mit. Die Lufttemperatur in der Schwimmhalle betrage nicht mehr 31, sondern 29 Grad. Ausgenommen sei bislang das Kinderplanschbecken. Dort liege die Wassertemperatur aktuell bei circa 31 Grad. Die Bade- und Wellnessgäste reagierten größtenteils verständnisvoll, sagt Sylvia Schmid, Referentin des Bürgermeisters der Stadt Wernau. „Die Besucherinnen und Besucher sind dankbar, dass es ihren geschätzten Treffpunkt für Erholung, Sport und Freizeit in Wernau gibt.“

An der Wassertemperatur in den Duschen können die Städte und Gemeinden nach eigener Aussage nicht drehen. Eine Reduzierung der Duschwassertemperatur sei nicht erlaubt, sagt Michael Christ von der Gemeinde Dettingen. Die Trinkwasserverordnung schreibe die Mindesttemperaturen vor, als Schutz vor Krankheitserregern wie zum Beispiel Legionellen. 

Öffnungszeiten

Ein Besuch des Dettinger Hallenbads kommt für Familien aktuell nur am Wochenende infrage. Samstags und sonntags hat es zwischen 8 und 16 Uhr geöffnet. Frühaufsteher können dienstags und freitags von 6 bis 7.30 Uhr ihre Bahnen ziehen. In den Ferien erweitert das Dettinger Hallenbad seine Öffnungszeiten. In den Ferien erweitert das Dettinger Hallenbad seine Öffnungszeiten. Zu allen anderen Zeiten findet dort Schulschwimmen und Vereinstraining statt. 

Auch das Weilheimer Lehrschwimmbecken in der Limburghalle hat nur eingeschränkt geöffnet. Aktuell ist es für die Öffentlichkeit gar nicht zugänglich. Ab 11. Oktober wird das Lehrschwimmbecken dienstags von 16.30 Uhr bis 19.30 Uhr und mittwochs von 16 bis 20.30 Uhr für den öffentlichen Badebetrieb geöffnet sein.

Das Wernauer Hallenbad ist täglich geöffnet. Detaillierte Öffnungszeiten gibt es auf www.wellness-wernau.de.

Hallenbad-Temperaturen im Umland

Im Nürtinger Hallenbad ist die Wassertemperatur in allen Becken um je zwei Grad gesenkt worden. Im Schwimmerbecken herrschen nun 26 Grad, im Nicht-Schwimmerbecken 28 und im Planschbecken sowie im Warmliegebecken 30 Grad Celsius. Der Warmbadetag findet bis auf Weiteres nicht statt.

Das Voralbbad in Heiningen bleibt seinem Ruf als Bad mit warmem Nicht-Schwimmerbecken treu. Dort wurde die Temperatur nur von 32 auf 30,7 bis 31,7 Grad gedrosselt. Im Schwimmerbecken ist es statt 27 nur noch 26 Grad warm.

Auch in der Barbarossa-Therme in Göppingen sind die Wassertemperaturen deutlich gedrosselt worden. Im Schwimmerbecken beträgt die Temperatur statt 27 bis 28 nur noch 24 Grad Celsius. Im Nichtschwimmerbecken herrschen statt 30 nur noch 26 Grad, im Erlebnisbecken bleibt die Temperatur mit 28 Grad nahezu gleich. Im Kinderplanschbecken ist es hingegen deutlich frischer: Statt circa 33 sind es hier nur noch 29 Grad.