Kirchheim

14 Tage strenger Beobachtung führten nicht zum Koller

Quarantäne Rot-Kreuz-Einsatzkräfte erzählen im Rückblick vom Alltag im abgeschotteten Kirchheimer Hotelflügel.

Das Kirchheimer ateck-Hotel hat seine 15 Quarantäne-Gäste verabschiedet. Foto: Carsten Riedl
Das Kirchheimer ateck-Hotel hat seine 15 Quarantäne-Gäste verabschiedet. Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. 130 Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), die zum allergrößten Teil ehrenamtlich tätig waren, brachten es während der 14-tägigen Quarantäne-Betreuung im Kirchheimer ateck-Hotel auf 5 000 Dienststunden. Für unterschiedliche Transporte - von Personen und Material - wurden 2 500 Kilometer zurückgelegt. Diese Zahlen geben Auskunft über das Ausmaß der zweiwöchigen Abschottung von 15 China-Rückkehrern. Da werden eben nicht ein paar Hotelzimmer freigehalten. Teppiche sind zu überkleben, ebenso wie Fensterscheiben. Allein für die Vorbereitung waren innerhalb von 48 Stunden 70 Personen im Einsatz.

Die exakten Kosten lassen sich im Moment noch nicht beziffern. Was dagegen von Anfang an feststand, ist der Kostenträger, wie Jürgen Wiesbeck, Landesdirektor der DRK-Bereitschaft und Leiter des Einsatzstabs, nach dem Ende der Quarantäne im ateck-Hotel mitteilte: „Das Bundesgesundheitsministerium hat die Kostenübernahme zugesichert.“

Aufwand an Personal, Material und Geld ist das eine. Wie aber geht es den Menschen - den 15 Personen in Quarantäne und den 130 Helfern? Das DRK war auch für die Psychosoziale Notfallversorgung zuständig, berichtet Jürgen Wiesbeck: „Außer um den Hygieneschutz müssen wir uns ja auch um die seelischen Probleme kümmern, die durch 14 Tage Quarantäne entstehen können.“

Das sei aber die ganze Zeit über keine große Schwierigkeit gewesen, wie die DRK-Kräfte übereinstimmend berichten: „Die Stimmung war gut. Es ist kein Lagerkoller aufgekommen - weder bei den Gästen noch bei uns.“ Die Quarantäne-Gäste selbst standen gestern nicht mehr für Gespräche zur Verfügung. Sie waren bereits am Morgen abgereist. Untereinander hatten sie keinen Kontakt - bis auf diejenigen, die sich als Familienangehörige ein Zimmer teilten. Auch der Kontakt mit den DRK-Mitarbeitern beschränkte sich auf wenige Situationen: Vor allem auf die Begleitung bei „Ausflügen“ in den abgegrenzten Gartenbereich. „Der Garten war wichtig für die fünf Kinder, die sich dort auch mal kurz austoben konnten“, erzählt Jan Mahne, der zu den DRK-Einsatzkräften vor Ort gehörte.

Überwiegend waren Telefone und elektronische Kommunikationsmittel im Einsatz. Einige der erwachsenen Quarantäne-Gäste haben im Hotel auch im Home-Office-Modus gearbeitet. Essen, aber auch Zeitungen und andere Dinge des täglichen Bedarfs fanden die Bewohner auf einem „Übergabetisch“ vor den Zimmern. Wer das Zimmer verlassen wollte, musste dies vorher anmelden. Schließlich sollten die Gäste einander nicht begegnen. Trotzdem hatten sie Kontakt - über eine Chatgruppe. Auf diese Art und Weise dürften die 15 Quarantäne-Gäste des ateck-Hotels auch in Zukunft in Verbindung bleiben. Andreas Volz