Kirchheim

16 private Wohnungen reichen nicht aus

Wohnraum Für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen stehen in privaten und städtischen Wohnungen in Kirchheim derzeit knapp hundert Plätze zur Verfügung. Der Bau neuer Gebäude schreitet deshalb weiter voran. Von Andreas Volz

Im Hafenkäs stehen bereits die ersten beiden Kirchheimer Neubauten zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen. Die Fertigstellu
Im Hafenkäs stehen bereits die ersten beiden Kirchheimer Neubauten zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen. Die Fertigstellung ist für Ende Januar 2017 geplant.Foto: Carsten Riedl

So langsam sind Fortschritte zu entdecken beim Bemühen der Stadt, Wohnraum zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen zu schaffen. Es gelingt sogar immer besser, auf vorhandenen Wohnraum zurückzugreifen. Dabei zeigt sich aber eins: So wichtig die Wohnungen im Bestand auch sind – sie reichen bei Weitem nicht aus, um alle Menschen zu versorgen, die der Stadt Kirchheim zugeteilt werden.

Nach wie vor gilt die Zahl von 680 Menschen, die als Flüchtlinge das Bleiberecht oder zumindest ihre Duldung erlangt haben und für die Kirchheim bis Ende 2017 Wohnraum zur Verfügung stellen muss. Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker sprach beim „Werkstattbericht Flüchtlingsunterbringung“ im Gemeinderat noch von der zusätzlichen „Krux, dass wir nicht nur diese 680 Asylberechtigten unterzubringen haben, sondern auch noch deren nachzugsberechtigte Angehörige.“

Wie hoch deren Zahl sein wird, lässt sich aber keinesfalls exakt bestimmen. Es lässt sich allerhöchstens schätzen, bestenfalls einigermaßen hochrechnen. Bekommt Kirchheim ganze Familien zugewiesen, ist nicht mehr mit viel Nachzug zu rechnen. Handelt es sich dagegen überwiegend um Männer, die in Deutschland bislang alleine leben, können durchaus fünf bis zehn Personen aus dem Herkunftsland nachziehen. Aus 680 Menschen werden dann schnell 3 000 oder 4 000. Diese Zahl wiederum zeigt, dass die Unterbringungsmöglichkeiten im Bestand bestenfalls wirken wie der Tropfen auf dem heißen Stein.

Das soll aber die ersten Erfolge keinesfalls schmälern, von denen Brigitte Hartmann-Theel, Leiterin der Abteilung Soziales in der Kirchheimer Stadtverwaltung, berichtete: „Wir hatten von März bis September insgesamt 39 Wohnungsangebote. Bei 16 davon ist es zu einem Vertragsabschluss gekommen.“ Als Vorteil für Vermieter bezeichnet sie die Tatsache, dass zwischen Eigentümern und Stadt ein Gewerbemietvertrag geschlossen wird. Das bedeutet, dass der Vertrag bei relativ kurzen Fristen jederzeit kündbar ist, und zwar ohne Angaben von Gründen.

Von den verbleibenden 23 Angeboten seien zehn noch offen, und davon wiederum stünden – Stand Ende September – drei kurz vor dem Abschluss. Demnach gibt es 13  Fälle, in denen die Verhandlungen gescheitert sind. Vier Hauptgründe nennt Brigitte Hartmann-Theel für ein solches Scheitern: Da werden Angebote zunächst gemacht und dann wieder zurückgezogen, da gäbe es aus Sicht der Stadt einen zu großen Renovierungsbedarf, da sind Raumaufteilungen ungeeignet oder aber die Mietvorstellungen der Eigentümer sind unrealistisch.

Im Schnitt kommen in den bisher angemieteten Wohnungen je drei Personen unter: In den 16 Wohnungen leben derzeit 48 Menschen. 41 von ihnen sind auf die Kirchheimer Unterbringungsquote anrechenbar. Die anderen sieben zählen zum Familiennachzug. Für weitere 47 Flüchtlinge gibt es derzeit Platz in zwölf städtischen Wohnungen – „über das ganze Stadtgebiet verteilt“. Die Zahlen zeigen, dass in „normalen“ Wohnungen momentan 95 Menschen unterzubringen waren. Auch ohne Familiennachzug braucht die Stadt deshalb bis Ende 2017 zusätzlichen Raum für annähernd 600 Personen.

Dieser Wohnraum entsteht gerade – zum Beispiel in zwei neuen Gebäuden im Hafenkäs. Deren Fertigstellung ist für Ende Januar angepeilt. Beschlossene Bebauungspläne existieren für den alten Sportplatz in Jesingen und für den Dreschplatz in Lindorf. Gegen die Bebauung des Dreschplatzes laufen allerdings noch zwei Klagen, wie Bürgermeister Günter Riemer berichtet. Weitere Standorte zur Unterbringung sind die Klosterwiese, der Bolzplatz in der Kitteneshalde, der Ginsterweg in Ötlingen, am „Schafhof IV“, am Parkplatz des Schlossgymnasiums sowie an der Alten Kirchheimer Straße in Nabern. Die Holzbauweise im Hafenkäs hat sich übrigens so gut bewährt – auch was die Kosten betrifft –, dass die Stadt auch in Jesingen und auf der Klosterwiese Holzhäuser bauen will.