Kirchheim

17 Ziele und 34 gute Beispiele

Nachhaltigkeit Bis 31. Juli ist im Kirchheimer Rathaus eine Ausstellung zu den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen zu sehen. Zu jedem gibt es zwei positive Beispiele. Von Peter Dietrich

Im Kirchheimer Rathaus kann man sich zum Thema Nachhaltigkeit kundig machen.Foto: Peter Dietrich
Im Kirchheimer Rathaus kann man sich zum Thema Nachhaltigkeit kundig machen.Foto: Peter Dietrich

Wer bringt die Nachhaltigkeit voran? Für Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker ist das ganz klar: „Die Städte müssen die Akteure sein.“ Dort gebe es bereits ein breites Bündnis von Menschen, die sich dafür einsetzen. Aus dem Agendaprozess, der 1998 in Kirchheim begann, sind Gruppen hervorgegangen, die es teils heute noch gibt. „Auf die Agendagruppe Fahrrad wollen wir als Berater nicht verzichten“, sagte die Oberbürgermeisterin, verwies auf weitere gute Projekte wie das Repair Café und sprach von der „transformativen Kraft der Städte“. Es gehe bei der Nachhaltigkeit längst nicht mehr um das „Ob“, sondern nur noch um das „Wie“, sagte sie bei der Eröffnung der Ausstellung zu den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen.

Ermutigende Beispiele

Die Ausstellung im Rathausfoyer wurde von der Lokalen Agenda 21 und dem Kirchheimer Weltladen organisiert. Sie besteht aus sechs dreieckigen Transparentständern, sie bieten je ein Transparent zu den 17 Zielen und eine Einführung ins Thema. Das ist nicht spektakulär, aber ermutigend. Denn zu jedem Ziel werden zwei Beispiele konkreten Engagements vorgestellt, aus Baden-Württemberg und international.

Beim ersten Ziel, „keine Armut“, sind dies das Projekt „Zukunftsperspektive Ulm“ für langzeitarbeitslose Menschen und die ökumenische Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit, die Mikrokredite zur Existenzgründung finanziert. Zum zweiten Ziel, „kein Hunger“, werden Bildungsangebote in Kenia und das Konzept der „Solidarischen Landwirtschaft“ vorgestellt, das in Deutschland immer beliebter wird. Bei Letzterem kooperieren Landwirte, Gärtner und Verbraucher und teilen sich das Ernterisiko und die Arbeit.

Viele kennen die gute Arbeit von „Ärzte ohne Grenzen“, doch viel weniger Menschen die „Anwältinnen ohne Grenzen“. Zu diesem Verbund gehören Juristinnen aus 28 Ländern, die sich für die Rechte von Frauen und gegen Diskriminierung einsetzen.

Der Wasserhahn ist nicht selbstverständlich, etwa 1,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die „German Toilet Organization“ (GTO) kümmert sich um saubere und nachhaltige Toiletten- und Abwassersysteme. Aktuelle Projekte gibt es auf den Philippinen, in Lesotho und in Jordanien. Bezahlbare und saubere Energie, das ist das siebte Ziel, sind in der „Wir leben 2000 Watt“-Kampagne am Bodensee genauso Thema wie in Kamerun. Wie soll eine Schule im ländlichen Kamerun unterrichten, wenn es im Dorf kein Stromnetz gibt? Mit einer Solaranlage eines Konstanzer Forschungszentrums.

Der Kakao wächst unter anderem in Ecuador, doch die Schokolade wird in Europa produziert und der Gewinn bleibt hier. Muss das so bleiben? Nein, das zeigt die Kleinbauern-Kooperative Kallari, die Schokolade in Ecuador selbst herstellt. Ein kleiner Schritt in Richtung Ziel acht, der menschenwürdigen Arbeit. Auch das FabLab Neckar-Alb, eine offene Werkstatt, arbeitet in diese Richtung. Wer dort ein Ersatzteil fertigt, spart Geld und Ressourcen.

Der Anfang ist getan

Es gibt viel zu tun: auf Missstände in der Elektronikindustrie aufmerksam machen, fair gehandelte Bananen und Gewürze vertreiben, auf wieder verwertbare Kaffeebecher umstellen, Seilbahnen für den öffentlichen Transport bauen, Müll aus dem Meer einsammeln, gegen den Waffenhandel aufschreien, die Kampagne „Erlassjahr“ unterstützen. Es muss ja nicht gleich alles gleichzeitig sein. Wenn jeder Besucher aus den 34 Beispielen ein paar aussucht, die zu ihm passen, dann ist schon ganz viel erreicht.

 

Die Ausstellung ist bis 31. Juli zu den üblichen Öffnungszeiten im Rathausfoyer zu sehen. Für Schulklassen und Gruppen gibt es Einführungen und Begleitung.