Kirchheim
180 Kilometer Kanal kommen in Kirchheim unter die Lupe

Berechnung Die Stadt gibt 640 000 Euro aus, um zu erfahren, wo es beim Abwasser hydraulische Engpässe gibt.

Kirchheim. Die Stadt Kirchheim will mehr über ihr Kanalnetz wissen. Konkret geht es um die „Überrechnung des Allgemeinen Kanalisationsplans“: Von 2021 bis voraussichtlich 2026 soll für jeden einzelnen der 180 Kanalkilometer in Kirchheim ermittelt werden, welche Leistung er zu erbringen hat und ob es möglicherweise Engpässe gibt. Diese „Überrechnung“ ist die Grundlage für mögliche Sanierungen - falls sie beispielsweise ergibt, dass der Kanal an der einen oder anderen Stelle für die notwendige Leis­tung nicht die ausreichenden Dimensionen aufweist. Verhindert werden soll dadurch ein „Überstau“ - dass sich das Wasser aus dem Kanal also bis zum Gullydeckel staut und nicht mehr abfließen kann. Das hydrodynamische Berechnungsverfahren soll mögliche Engpässe erkennen und aufzeigen.

Verteilt auf sechs Jahre, kommen im Schnitt jedes Jahr 30 Kilometer unter die Lupe. Die jährlichen Kos­ten liegen bei gut 106 000 Euro, sodass sich die Stadt diese Berechnungen im Endergebnis etwa 640 000 Euro kosten lässt. Notwendig werden diese Ausgaben, weil die Stadt dazu verpflichtet ist, ihre Kanalisation nach dem jeweiligen Stand der Technik zu errichten, zu betreiben und zu unterhalten. Die letzte Überrechnung des kompletten Netzes stammt noch aus den ­80er-Jahren. Fortgeschrieben wurden diese Zahlen zuletzt vor 20 Jahren. Deshalb steht jetzt eine Neuberechnung an.

Waren die alten Zahlen noch von einem einjährlichen Regen­ereignis ausgegangen, geht es nun um ein dreijährliches Regenereignis. Das heißt, der Kanal muss das abgeleitete Wasser eines Starkregens verarbeiten können, wie er statistisch in zehn Jahren drei Mal vorkommt. Es geht dabei aber nicht um einen generellen Hochwasserschutz. Wenn bei entsprechenden Regengüssen Bäche und Flüsse über die Ufer treten, kann auch das Kanalnetz nichts dagegen ausrichten. Die Überrechnung soll allerdings verhindern, dass sich Bäche auf den Straßen bilden.

Ebenfalls wichtig ist an der neuen Berechnung die Einbeziehung des neuen Flächennutzungsplans. Die Zahlen sollen aufzeigen, was bei der Erschließung möglicher neuer Flächen hinsichtlich der Kanalisation zu berücksichtigen ist. „Das ist die vorausschauende Planung, um die es hier geht“, erläuterte Oberbürgermeis­ter Pascal Bader im Ausschuss für Infrastruktur, Wirtschaft und Umwelt. Es geht nicht darum, dadurch eine Bebauung aller Flächen in die Wege zu leiten. Andreas Volz