Kirchheim

20 000 Euro für den „Kultursommer“

Zuschuss Die Stadt Kirchheim unterstützt ein einmaliges Format, mit dem Gastronomen, Einzelhändler und Veranstalter durch ein attraktives Angebot Gäste in die Innenstadt locken wollen. Von Andreas Volz

Die Außenbewirtung in Kirchheim ist seit dem Ende der Corona-Sperrung wieder gut angelaufen - vor allem, wenn das Wetter mitmach
Die Außenbewirtung in Kirchheim ist seit dem Ende der Corona-Sperrung wieder gut angelaufen - vor allem, wenn das Wetter mitmacht.
Innen bleiben die meisten Tische leer - im Sommer generell, und im Corona-Sommer 2020 erst recht. Fotos: Carsten Riedl
Innen bleiben die meisten Tische leer - im Sommer generell, und im Corona-Sommer 2020 erst recht. Fotos: Carsten Riedl

Wirtschaftsförderung - in Zeiten von Corona bezieht sich das mitunter ganz konkret auf die Gastwirtschaft: Die Stadt Kirchheim will einerseits die Gastronomen und andererseits die Einzelhändler unterstützen, indem sie dem Projekt „Kultursommer 2020“ einen Zuschuss von 20 000 Euro gewährt. Der Kultursommer soll die Innenstadt attraktiv machen und somit viele Menschen anlocken, die - als Folgeeffekt - Geld bei Händlern und Gastronomen liegen lassen.

Das hört sich gut und vernünftig an - und dennoch hat die Sache gleich mehrere Haken, wie der Gemeinderat feststellte. Das größte Problem könnte der Erfolg der Veranstaltungsreihe werden. Oberbürgermeister Pascal Bader sagte zu jeder Art von Musik- und Gastronomie-Event: „Es darf nicht zu nett werden. Sonst besteht die Gefahr, dass die Abstände nicht mehr eingehalten werden. Deswegen dürfen die Veranstaltungen auch nicht zu lange dauern. Es darf nicht zu spät werden.“ Hier dürfte also ein bekanntes Sprichwort eine Abwandlung erfahren: Je später der Abend, desto kürzer der Abstand zwischen den Gästen.

Musik sollte zwar vorhanden sein, aber eher in leiseren Tönen, um Gäste zwar erfolgreich anzulocken, aber nicht gleich zu viele von ihnen, wie der Oberbürgermeister weiter ausführte: „Das Problem mit den Corona-Verordnungen ist ja, dass wir größere Veranstaltungen absagen und dafür kleinere Formate entwickeln müssen.“

Letzteres stößt auch auf Kritik, obwohl es verordnungskonform ist. So monierte Reinhold Ambacher (Freie Wähler): „Es ist zwar gut, nur in kleineren Gruppen feiern zu wollen. Aber trotzdem tue ich mich schwer damit, hier 20 000 Euro für etwas Neues bereitzustellen, wenn wir zugleich traditionelle Feste mit festen Terminen absagen.“ Sein Fraktionskollege Rainer Kneile pflichtete ihm bei: „Wir unterstützen ein Sommerferienprogramm für Erwachsene, sagen aber wegen Corona viele Kinderprogramme ab.“

Eine entsprechende Anfrage von SPD-Stadträtin Marianne Gmelin, die aus Jesinger Perspektive gesprochen hatte, griff Ötlingens Ortsvorsteher Hermann Kik auf, indem er stöhnte: „Innenstadt, Innenstadt, Innenstadt! Bei dem Konzept sollte man auch an die Teilorte denken.“ Pascal Bader nahm auch dazu Stellung: „Das Projekt ist nicht auf die Innenstadt beschränkt. Auch Veranstaltungen in den Teilorten sind willkommen.“ Mitmachen könne jeder, der etwas anzubieten hat. Es genüge ein Schreiben an den „Vernetzer“ Michael Holz - per E-Mail an die Adresse Mh@mholz.de.

Zwei Euro Zuschuss pro Teilnehmer

Befürworter des Projekts wie auch des Zuschusses fanden sich ebenfalls im Gemeinderat: Michael Attinger (Grüne) rechnete vor, dass 20 000 Euro bei 100 Veranstaltungen gerade mal 200 Euro im Einzelfall bedeuten. Wenn man dabei von jeweils 100 Besuchern ausgehe, seien es nur zwei Euro pro Teilnehmer. Sein Fazit: „So viel sollte uns ein Kultursommer wert sein. Wir sollten nämlich stolz darauf sein, dass wir in Kirchheim so viele Menschen haben, die etwas anbieten können.“

Andreas Kenner (SPD) machte sich ebenfalls dafür stark, die Innenstädte wieder zu beleben - „mit positiven Ereignissen, nicht so wie letztes Wochenende in Stuttgart“. Deshalb müssten die Kirchheimer zum Kultursommer sagen: „Das ist unser Projekt, da stehen wir dahinter.“ Außerdem seien 20 000 Euro ziemlich schnell weg, „wenn man weiß, dass man Künstler bezahlen muss und dass es der Gema egal ist, wie gut oder schlecht es jemandem geht“.

Letztlich haben die Vorteile des Projekts alle Ratsmitglieder überzeugt: Den Zuschuss von 20 000 Euro segneten sie einstimmig ab.

Einer weiteren Hilfe für die Gastronomie steht die Verwaltung dagegen ablehnend gegenüber: dem Antrag, die Zeiten für die Außenbewirtung freitags und samstags von 23 Uhr auf 0 Uhr zu verlängern. Der Oberbürgermeister sagte dazu: „23 Uhr ist sowieso schon länger als in anderen Städten.“ Dabei hatte er zu dem Thema schon grundsätzlich festgestellt: „Im Innenbereich tun sich die Gäste in vielen Gaststätten noch schwer. Sie halten sich lieber draußen auf.“ Letzteres ist wohl auch der Grund, warum die Stadt den Antrag auf ein Streetfood-Ereignis auf dem Ziegelwasen bislang positiv sieht.

Kultursommer: Warten auf den Landeszuschuss

Außer auf den Zuschuss der Stadt Kirchheim hoffen die Veranstalter des Kultursommers - Gastronomen ebenso wie die Einzelhandelsgemeinschaft City Ring - auch noch auf einen Landeszuschuss in Höhe von maximal 50 000 Euro. Unklar ist allerdings, ob, wann und in welcher Höhe dieser Zuschuss kommen wird. Die Antragsstellung ist noch bis Mitte Juli möglich, hieß es nun im Gemeinderat. Wie so oft, ist auch in diesem Fall davon auszugehen, dass ein Vielfaches mehr an Zuschüssen beantragt wird, als Mittel zur Verfügung stehen. vol