Kirchheim

20 Millionen braucht es auf jeden Fall

Verwaltung Die Stadt Kirchheim sieht sich mit einem immens hohen Sanierungsbedarf für ihre Bürogebäude in der Innenstadt konfrontiert. Von Andreas Volz

Die Stadt Kirchheim will die Büros aus dem Fachwerkgebäude in der Kornstraße auslagern und für das Gebäude baldmöglichst einen K
Die Stadt Kirchheim will die Büros aus dem Fachwerkgebäude in der Kornstraße auslagern und für das Gebäude baldmöglichst einen Käufer finden.Foto: Carsten Riedl

Die Mängelliste ist lang. Sie reicht von fehlenden Pausen-, Ruhe-, Erste-Hilfe-, Sozial- und Sanitärräumen über nicht erfüllte Brandschutzanforderungen und veraltete Elektroinstallationen bis hin zur fehlenden Barrierefreiheit. Weiter geht es mit Lärmproblemen, dem veraltetem Stand der Technik oder schwierigen klimatischen Bedingungen, zu denen vor allem die extreme Hitze im Sommer zählt. Bei diesen Mängeln geht es nicht - wie man wegen der Probleme mit der Sommerhitze vermuten könnte - um die Züge der Deutschen Bahn, sondern um die Stadt Kirchheim. Genauer gesagt: um die Arbeitsplätze in der Stadtverwaltung.

Auf sechs Gebäude in der Innenstadt sind insgesamt 242 Arbeitsplätze der Verwaltung verteilt. Der aktuelle Bedarf an Arbeitsplätzen liegt aber bei 275. Folglich gibt es zu allem Überfluss noch ein Raumproblem. In der Kommentarspalte zur amtlichen Auflistung aller sechs Gebäude und des jeweiligen Raumbedarfs steht aber überall der Vermerk: „derzeit nicht realisierbar“.

Realistisch betrachtet, steht die Stadt Kirchheim mit ihren Büroräumen also vor einer riesigen Herausforderung. Nichts untermauert das so deutlich wie die Zahl, auf die sich die Kosten für den komplettem Sanierungsbedarf summieren sollen: 20 Millionen Euro! Und bei dieser Summe handelt es sich nicht etwa um eine aussagekräftige und halbwegs belastbare Berechnung, sondern um eine erste grobe Schätzung.

SPD-Stadtrat Andreas Kenner setzte die Schätzung im Gemeinderat deshalb munter fort: „Wir werden am Ende bei 30 Millionen Euro landen.“ Trotzdem sei es nötig, dieses Geld in die Hand zu nehmen, denn: „Wenn es um Arbeitskräfte geht, stehen wir nicht nur mit der Industrie in Konkurrenz, sondern auch mit anderen Kommunen.“ Der Gemeinderat habe den Mitarbeitern der Stadtverwaltung gegenüber eine Verantwortung und müsse für angemessene Arbeitsplätze sorgen: „Wenn wir das Geld dafür nicht in die Hand nehmen, dann sind wir irgendwann abgehängt.“

Wie die Sanierung genau aussehen soll, ist noch nicht bekannt. Die Verwaltung will jetzt ein Feinkonzept erarbeiten lassen. Fest steht nur eins: Das Gebäude in der Kornstraße 4 soll bis Jahresende aufgegeben und möglichst bald verkauft werden. Bislang ist dort die Stabsstelle Recht untergebracht, zu der auch das Ordnungsamt gehört. Bürgermeister Stefan Wörner lässt an der Notwendigkeit, dort etwas zu tun, keinerlei Zweifel aufkommen: „Die Büros erfüllen alles andere als die Ansprüche eines modernen Dienstleistungsunternehmens.“

Sollte die Stadt das Gebäude sanieren lassen, würden dafür Kosten von mindestens 4,4 Millionen Euro anfallen. Auch ohne das Feinkonzept zu kennen, ist jetzt schon klar, dass für die Mitarbeiter in der Kornstraße auf zunächst unbestimmte Zeit eine Zwischenlösung gefunden werden muss.

Kein Neubau auf der grünen Wiese

Die ganz große Lösung allerdings kann sich im Gemeinderat keiner so recht vorstellen. Sie heißt: „Neubau eines zentralen Verwaltungsgebäudes an einem neuen Standort“. Sowohl Ulrich Kübler (Freie Wähler) als auch Dr. Silvia Oberhauser (Frauenliste) sprachen sich klar gegen ein neues Rathaus auf der grünen Wiese aus.

Die Lösung dürfte also am ehesten so aussehen, dass sich die Stadtverwaltung auf die verbleibenden zwei bis fünf Standorte in der Innenstadt konzentriert, wenn die Kornstraße wegfällt. In der Diskussion ist dabei auch ein Neubau des Rathausanbaus mit dem Sitzungssaal. Letzterer soll ohnehin eines Tages multifunktional zu nutzen sein.

Nur eine weitere Vorentscheidung zu diesem Thema ist bereits gefallen: Das Linde-Areal soll in einiger Zeit neu bebaut werden. Auch dort waren einmal Büroräume für die Stadtverwaltung angedacht. Diese Variante ist jetzt definitiv vom Tisch - zugunsten von Wohnbebauung und neuen Räumen für die bisherigen Nutzungen.