Kirchheim. Ausgerastet im wahrsten Sinne des Wortes ist ein 22-jähriger psychisch kranker Mann in Kirchheim, der sich deshalb nun vor Gericht verantworten muss. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm von Oktober bis Dezember vergangenen Jahres insgesamt neun Fälle von Beleidigung, Sachbeschädigung, Körperverletzung, Nachstellungen und einen Raub vor. Der mehrfach vorbestrafte Mann soll meist volltrunken oder nach Drogenkonsum ausfällig gegenüber Mitbewohnern geworden sein. So auch am 10. Oktober, als er laut Anklage einer Frau in Kirchheim ein Schreiben in den Briefkasten gelegt haben soll, auf dem stand, sie sei eine Nutte. Anfang Dezember habe er damit begonnen, zuerst an der Haustür einer Kirchheimer Familie „hartnäckig“ zu klingeln. Als ihm nicht geöffnet wurde, soll er über den Balkon in das Obergeschoss geklettert sein und mit einem Messer den Rollladen zerstört haben. Die damals hochschwangere Wohnungsinhaberin sei in ihrer Todesangst zur Nachbarin geflüchtet.
Sogar die Zelle verwüstet
Wenige Tage später sei er in einer Kirchheimer Tankstelle aufgetaucht und soll trotz Hausverbots mit einem Stein die Glasfront zertrümmert und dann drei Schachteln Zigarillos geklaut haben. Diese Tat wertet die Anklage als Sachbeschädigung und vollendeten Raub, weil er den Tankstellenkassierer in drohender Haltung anging. Einen weiteren Schaden von rund 3000 Euro soll der Angeklagte am selben Tag in einem Kirchheimer Unternehmen verursacht haben, indem er eine Trennscheibe zerstörte. Zu guter Letzt soll er nach seiner Festnahme am 9. Dezember im vermuteten Zustand einer paranoiden Schizophrenie die Haftzelle des Kirchheimer Polizeireviers schwer beschädigt haben.
Seit Jahren soll der Beschuldigte an einer schweren psychischen Störung leiden. Die Krankheit könne nach Meinung eines Sachverständigen auch durch übermäßigen Alkohol- und Drogengenuss ausgelöst worden sein. Mehrere stationäre Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken hat der Mann bereits hinter sich, wie er selbst zugibt. Er fühle sich ständig verfolgt und er habe Angst um sein Leben. Der Bewährungsauflage aus dem Jahr 2018, nach der er eine ambulante Therapie absolvieren sollte, kam er einfach nicht nach.
Vor den Stuttgarter Richtern gab der Mann die vorgeworfenen Taten voll zu, auch dass er trinke und Drogen nehme. Die Staatsanwältin beantragte die Einweisung des 22-Jährigen in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung. Das Gericht werde dem wohl nachkommen, da der Angeklagte eine Gefahr für die Allgemeinheit darstelle. Das Urteil wird heute erwartet. Bernd Winckler