Kirchheim

30 Jahre „Kärrnerarbeit“ am Boden

Ausstellung im Erdgeschoss des Kornhauses gibt Einblicke in die Arbeit der Archäologie-AG

30 Jahre Archäologie-AG in Kirchheim: Das ist ein Anlass, die Arbeit der rührigen Gruppe zu würdigen und auch etliche „Bodenschätze“ zu präsentieren.

Scherben, aus denen sich wichtige Erkenntnisse über Kirchheim als Siedlungsort ableiten lassen (oben), präsentiert die Ausstellu
Scherben, aus denen sich wichtige Erkenntnisse über Kirchheim als Siedlungsort ableiten lassen (oben), präsentiert die Ausstellung im Kornhaus ebenso wie die Vorgehensweise und die Arbeitsmittel bei Grabungen und Restaurierungen (unten). Das kleine Bild im Text zeigt Dr. Jörg Bofinger vom Landesamt für Denkmalpflege, der den AG-Mitgliedern für ihre Arbeit dankt.Fotos: Markus Brändli

Kirchheim. Die Ausstellung im Erdgeschoss des Kirchheimer Kornhauses ist zwei wichtigen, wenn auch ganz unterschiedlich großen Zeiträumen gewidmet: zum einen den 30 Jahren, in denen die Archäologie-AG unter der Leitung von Rainer Laskowski nun schon ehrenamtlich aktiv ist, und zum anderen den „7500 Jahren Siedlungsgeschichte“, die sich für Kirchheim nahezu lückenlos nachweisen lässt. Viele Lückenschlüsse sind den Kirchheimer Hobby-Archäologen zu verdanken.

Bürgermeister Günter Riemer bescheinigte den AG-Mitgliedern zum Ausstellungsbeginn denn auch: „Ohne Sie wäre die Archäologie in Kirchheim nicht das, was sie ist.“ Zwar gehe es dabei mitunter um sehr alte Dinge. „Aber“, fügte er hinzu, „manchmal muss man sehr schnell sein, weil sonst nichts mehr zum Erforschen übrig bleibt.“ In Kirchheim funktioniere das seit Jahrzehnten ganz wunderbar, denn Rainer Las­kowski sei stets gut informiert, und auch bei der Stadtverwaltung gelte die Devise: „Erst mit Laskowski reden und nichts vertuschen.“

Dass in Kirchheim keine Möglichkeit, archäologische Schätze zu he­ben, verheimlicht wird, ist auch ganz im Sinne von Dr. Jörg Bofinger, Referatsleiter für Regionale Archäologie beim Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen. Er dankte den Mitgliedern der Archäologie-AG dafür, dass sie die Landesarchäologie vor Ort vertreten, „als Auge und Ohr sowie als zupackende Hände“. Das Landesamt hätte weder finanziell noch personell die Mittel, um jede Baugrube zu besichtigen. Insofern ist das Ehrenamt in Kirchheim ein wichtiger und verlässlicher Partner für die professionellen Denkmalschützer des Landes.

Das Landesamt hat in den letzten beiden Jahren selbst für aufsehenerregende Funde in Kirchheim gesorgt, und zwar am Hegelesberg. Auf zweieinhalb Hektar Fläche kamen sowohl Spuren der ältesten Kirchheimer Besiedlung aus der frühen Jungsteinzeit – etwa 7500 Jahre alt – zutage als auch „das Grab einer mit reichem Goldschmuck ausgestatteten spätkeltischen Dame“, die wohl um 500 vor Christus „in den Boden gekommen“ sei. In diesem Zusammenhang kündigte Jörg Bofinger gleich die nächste archäologische Ausstellung in Kirchheim an: 2017, spätestens aber 2018, soll eine Wanderausstellung auf Tour gehen, zum Hegelesberg allgemein und zum dortigen Keltinnengrab speziell. „Diese Ausstellung beginnt natürlich in Kirchheim“, sagte Jörg Bofinger.

Funde wie das Keltengold vom Hegelesberg seien spektakulär und stünden im Fokus der medialen Aufmerksamkeit. Das Rampenlicht sei aber eher die Ausnahme: „Archäologie ist meistens das Gegenteil, nämlich kleinteilige Puzzlearbeit.“ Deshalb dankte Jörg Bofinger der Archäologie-AG für „30 Jahre Kärrnerarbeit“. Immerhin seien nun die Ergebnisse dieser Arbeit in einer Zusammenschau öffentlich zu sehen. Die wenigen Lücken zu füllen, die in der durchgehenden Kirchheimer Siedlungsgeschichte bislang noch klaffen, könne sich die Archäologie-AG ja zur Aufgabe für die nächsten 30 Jahre machen. Wie sehr sich haupt- und ehrenamtliche Grabungen ergänzen, führte Jörg Bofinger noch anhand der 7500 Jahre alten Funde vom Hegelesberg aus: „Anfang der 90er-Jahre war die Archäologie-AG schon im Näge­lestal tätig und hat nahezu exakt den Anschluss an unsere jüngsten Grabungen hergestellt.“

Rainer Laskowski, langjähriger Museumsleiter und bis heute die treibende Kraft der Kirchheimer Archäologie-AG, berichtete aus dem Alltag. Für das Plakat habe man extra ein Bild gewählt, das AG-Mitglieder bei der Arbeit zeigt – auf dem Boden kniend. Allerdings gibt es noch mehr Arbeit zu tun: „Die Inventarisierung der Funde ist eine wichtige Aufgabe.“ Gut 400 Kisten befänden sich derzeit im Museumsmagazin beim Bauhof. Bis Oktober solle das Gebäude allerdings abgebrochen werden, was die Kirchheimer Archäologie vor große Herausforderungen stellt. Die kleinste dieser Herausforderungen sind noch möglich neue Funde, denn „das Magazin steht auf keltischem Boden“. Die größere Herausforderung ist das Ausräumen und Unterbringen in neuen Räumen. Immerhin bezeichnete es Rainer Laskowski als „erfreulich, dass die Stadtverwaltung unser Engagement unterstützt – finanziell, aber auch räumlich“.

Die aktuelle Ausstellung sei „keine wissenschaftliche“. Neben den Funden werden auch Bilder von Grabungen präsentiert. Die Freilegung der Steinkiste aus der Jesinger Straße, Ecke Villastraße, wird sogar in mehreren Stufen per 3-D-Animation gezeigt. Zu sehen sind außerdem Werkzeuge der Archäologie – bis hin zum modernsten Hilfsmittel: „Schwebeplattformen“, volkstümlich besser bekannt als „Drohnen“.

 

Info

Eröffnung der Ausstellung 30 Jahre Stadtarchäologie im Kornhaus, , mit Grußworten von Riemer und Bofinger und Einführung von Las
Eröffnung der Ausstellung 30 Jahre Stadtarchäologie im Kornhaus, , mit Grußworten von Riemer und Bofinger und Einführung von Laskowski
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Eröffnung der Ausstellung 30 Jahre Stadtarchäologie im Kornhaus, , mit Grußworten von Riemer und Bofinger und Einführung von Las
Eröffnung der Ausstellung 30 Jahre Stadtarchäologie im Kornhaus, , mit Grußworten von Riemer und Bofinger und Einführung von Laskowski