Kirchheim

5000 Stunden Arbeit und ganz viel Mut

Start-up Am neuen Verwaltungsprogramm „Groupy“ haben Lennart Kecht und Mathias Schmidt 14 Monate lang programmiert. Die Markteinführung steht jetzt bevor. Von Peter Dietrich

Die Programmierer Lennart Kecht und Mathias Schmidt haben ein Programm kreiert, das die Koordination im Immobiliengeschäft einfa
Die Programmierer Lennart Kecht und Mathias Schmidt haben ein Programm kreiert, das die Koordination im Immobiliengeschäft einfacher gestaltet.Foto: Peter Dietrich

Der Apfel fiel bei Mathias Schmidt nicht weit vom Stamm. Beide Eltern waren Programmierer, so hatte der Sohn mit sechs Jahren seine erste Programmiersprache intus – Clipper. Lennart Kecht hat das Programmieren auf dem technischen Gymnasium in Kirchheim gelernt. Daraufhin gründeten der 29-jährige Schwaikheimer und der 25-jährige Stuttgarter die Start-up-Firma „Cube Concept“.

Nach 14 Monaten Arbeit mit rund 5 000 Stunden Programmierung gehen Schmidt und Knecht mit ihrem Verwaltungsprogramm „Groupy“ an den Markt. Die Software ist für die Immobilienwirtschaft entstanden, zu den ersten Testkunden des „Universalprogramms für Gruppenarbeit“ zählt aber auch ein Landschaftsgärtner. Der Anstoß zur Entwicklung des Programms kam von Christian Nussgräber. Seit 1992 hatte er bei Nussgräber Immobilien in Wendlingen auf eine andere Eigenprogrammierung gesetzt. „Es geht mit ihr nicht mehr weiter“, musste er einsehen, als seine Firma vom Einmannbetrieb auf zehn Mitarbeiter wuchs.

Gab es denn keine fertigen Alternativen? Diese gibt es, aber sie sind kompliziert in der Bedienung, sehr teuer oder von Programmabstürzen befallen. Also bat Nussgräber die beiden jungen Programmierer um Hilfe. Schmidt, der sich mit 18 Jahren in der Werbebranche selbstständig gemacht hatte, war ohnehin für ihn tätig, Kecht hatte bei ihm eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann gemacht. Mit wenigen Klicks zum Ziel, ohne lange Schulung, das war die wichtigste Vorgabe für das Programm.

Schmidts und Kechts Ansatz: „Groupy“ läuft im Browser, das heißt plattformunabhängig unter Windows wie auf dem Mac, auf dem Tablet und auf dem Smartphone, sogar auf dem Smart-TV haben es die beiden schon getestet. Die Daten liegen auf dem Server in Frankfurt. Legt ein Außendienstler auf dem Smartphone einen Termin an, erscheint er gleichzeitig im Sekretariat auf dem Bildschirm. Jeder Nutzer sieht nur das, was er braucht. Was jemand nicht bearbeiten darf, das ist für ihn gar nicht da.

Welches Ausmaß das Projekt annehmen sollte, merkten die beiden erst mit der Zeit. Stolz zeigt Schmidt die „Makeln“-Funktion, die zu einer Immobilie aus einer Adressdatei mit Tausenden von Kunden passende Interessenten heraussucht. „Bis das so blitzschnell ging, habe ich das viermal programmieren müssen.“ Das geschah in der Freizeit, denn nebenher mussten die beiden ja auch noch Geld verdienen. Natürlich gab es Durchhänger. „Die kommen so alle drei Monate“, sagt Schmidt. Zum Glück kamen sie nie bei beiden gleichzeitig.

Sie wussten, dass ihr Produkt zum Start richtig gut werden musste: „Wir haben nur eine Chance“, sagt Kecht. So manche Erweiterung existiert bisher nur in ihren Köpfen, doch von den Updates bekommt der Kunde künftig gar nichts mit, sie passieren auf dem Server. Entwickelt haben die beiden für Google Chrome, aber sie testen genauso mit anderen Browsern. „Erst muss es funktionieren, dann macht man es hübsch“, sagen die beiden.

Hat der Nutzer „makeln“ lassen, genügt ein Mausklick, und der Kunde bekommt per E-Mail das Exposé zugesandt, inklusive passendem Anschreiben. Gleichzeitig wird in der Kundendatei eingetragen, dass dieser Kunde das Exposé bekommen hat. Dort folgt später die Ablehnung oder Interessensbekundung genauso automatisch. Natürlich wird dieser Vorgang ebenfalls automatisch in der Immobiliendatei hinterlegt. Wer hat dieses Objekt schon angeboten bekommen, Interesse bekundet, abgelehnt und warum? Ein Mausklick. Die beiden Entwickler haben einen Blick für Details: So wird eine veraltete Adresse nicht einfach gelöscht, sondern als „ungültig“ markiert.

Nussgräber ist überzeugt von dem, was Kecht und Schmidt ihm vorgelegt haben, er stellt nun komplett auf ihr Verwaltungsprogramm um. Was denkt er darüber, wenn in Kürze auch Mitbewerber mit „Groupy“ arbeiten? „Da sehe ich kein Problem“, sagt er sportlich.